Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte. Und so sieht man Robert Kant, in Gedanken verloren über die Dächer von München schweifend, und parallel dazu Teresa Blümel, wie sie nachdenklich und mit offenem Blick den Tag begrüßt. Hier sind zwei füreinander bestimmt. Und anders als in herkömmlichen Romantic Comedies spüren sie es recht bald. Auch Blicke sagen mehr als 1000 Worte… Hätte allerdings der smarte Architekt nicht bei einem Unfall mit der landlustigen Töpferin sein Gedächtnis verloren, hätten diese beiden Menschen nie ihre Zuneigung füreinander entdeckt. So nimmt die alleinerziehende Teresa den Orientierungslosen, den sie „Cheng“ nennt (so hieß der letzte Mieter seines Leihwagens, mit dem er den Unfall baute), bei sich und ihren beiden Kindern auf und gibt ihm die Chance für ein anderes Leben.
„Liebe vergisst man nicht“ erzählt von Sehnsucht, Liebe und von der Suche nach sich selbst. Der Film speist den uralten Traum, jemand anderes zu sein oder noch einmal neu zu beginnen, unvorbelastet, unschuldig, naiv. Diese romantische Idee würzen die Autoren Marcus Hertneck und Edda Leesch mit wunderbarer Komik. Zwei skurrile Polizisten, zwei Kinder, die mehr als nur etwas Goldiges in ihre Rollen legen dürfen, und immer wieder Nonsenswitze, die in der kleinen Ersatzfamilie die Runde machen. „Was sagt ein Gen zum anderen Gen?… Hallo, Gen!“. Oder: „Was sagt die Schnecke, die auf einer Schildkröte sitzt?… Hui!“ Hat sich der Witz auch in den Abspann eingeschlichen? Da steht unter Continuity: My-Chi Phu-Tho.
Komisch angehaucht auch das Happy End: Nach dem genreüblichen retardierenden Moment, der Umarmung von Robert Kant und seiner Ex-Zukünftigen (auch das ein Bild, das mehr sagt als 1000 Worte – vor allem das Falsche), gibt es keine langen Erklärungen: Das Paar blickt sich nur an und beide werfen sich Witze an den Kopf. Da spätestens muss es dem Letzten aufgehen: Fritz Karl als falscher Chinese mit echten Gefühlen und Anna Loos als Töpferin mit dem feinen emotionalen Gespür sind ein stimmiges Filmpaar, das für stimmungsvolle Zwischentöne sorgt, die man so von einem Degeto-Film nicht gewohnt ist. Ein gutes Gespür in diese Richtung beweist auch Matthias Tiefenbacher mit seinen kleinen, detailverliebten Bildideen. Fazit: „Liebe vergisst man nicht“ ist endlich einmal ein Unterhaltungsfilm, der seine emotionale Wahrheit nicht an eine konventionelle Dramaturgie verrät. Sehr satte vier Sterne!