Silke Hauswald lebt das Leben einer Vorstadthausfrau in einer gehobenen Mittelklasse-Ehe, das vor allem im Warten auf den Ehemann besteht. Sie hat viel Zeit – und so sieht denn auch ihr Haus aus: alles picobello. Doch bald hat es ein Ende mit der Sauberkeit, denn ihr Richard hat, wie es sich gehört für eine anständige Mittelklasse-Ehe, sich ein junges „Betthäschen“ angelacht, und das bringt Silke ziemlich aus dem Konzept. In ihrem Frust sucht sie ein klärendes Gespräch mit ihrer Nebenbuhlerin, doch daraus wird nichts. Stattdessen landet sie, nachdem sie schon ihr trautes Heim verlottern ließ, sturztrunken mit deren Ex in der Kiste. Er ist Taxifahrer und könnte ihr Sohn sein. Zu allem Überfluss: Silke ist mit 45 schwanger.
In „Liebe in anderen Umständen“ wird Vieles angetippt: Sprachlosigkeit in der Ehe, Emanzipationsbestreben, die gesteigerte sexuelle Leidenschaft reifer Frauen oder der kleine Unterschied zwischen den Geschlechtern. Männer mit halb so alter Geliebter werden gesellschaftlich akzeptiert, der umgekehrte Fall gilt als peinlich. Sinnvoll ausgespielt aber wird nichts. Dramaturgisch ist das nicht anders. So werden Motive wie ein schicksalsträchtiger Unfall oder die heimliche Sterilisierung des Ehemannes, wenn man sie gerade braucht, aus dem Hut gezaubert, vertieft werden solche Momente nicht. Auch Silke und ihre Wandlungen bleiben ein einziges Fragezeichen und so spielt Ulrike Folkerts sie denn auch: unentschlossen. Diesem TV-Movie mangelt es aber nicht nur an Dichte und Psychologie, sie verzichtet auch auf jegliche (Erzähl-)Haltung. Die Geschichte stolpert hin und her. So ist zumindest das Ende (das noch nicht verraten werden soll) konsequent. Nach dem großen Spaß „Barfuß bis zum Hals“ ist diese Dramedy trotz derselben Produktion, demselben Regisseur, derselben Autorin und trotz Christoph M. Ohrt und Ulrike Folkerts eine Enttäuschung. (Text-Stand: 13.10.2009)