Sommer 1945, auf der Halbinsel Nordstrand arbeitet die ehemalige Medizinstudentin Gesa in der Wäscherei der britischen Zentralverwaltung. Ihr Verlobter Friedrich, ein deutscher Leutnant, ist an der Küste in einem Internierungslager untergebracht. Immer wieder schwimmt er unter Lebensgefahr zu seiner Geliebten. Bis sich eines Tages Gesa in den englischen Offizier Simon verliebt. In der Nacht, in der sie Friedrich davon erzählt, schlägt das Schicksal zu: ein junger Soldat, der Friedrich auf die Insel begleitete, erschießt einen Briten, Gesa und eine Freundin sind dabei, sie werden verhört, Friedrich wird verhaftet und des Mordes angeklagt. Der wahre Mörder ertrinkt im Meer. Die Chancen stehen schlecht für den deutschen Leutnant und nicht besser für Gesas Zukunft mit dem jüdischen Briten Simon.
„Liebe Deinen Feind“ beginnt als Melodram. Der erste Nachkriegssommer ist eine Zeit zwischen Krieg und Frieden in einem Land, in dem alles im Umbruch ist. Eine gute Zeit für Projektionen, eine schlechte Zeit für die Liebe. Doch Gesa scheint es gleich zwei Mal zu gelingen, wahre Herzensgröße zu zeigen. Dadurch bringt sie sich in größte Schwierigkeiten, gerät in die Mühlen einer postdiktatorischen Justiz. Und so verliert sich die Frage, wer die Frau bekommt, in einem Militärjustizdrama, bei dem sich ganz andere Fragen stellen: was war das 1945 für ein seltsamer Schulterschluss zwischen englischer Militärregierung und der Wehrmacht? Wie kam es, dass noch im Sommer mit der Kriegsstrafverfahrensordnung der Wehrmacht in einzelnen Sperrbezirken Recht gesprochen werden konnte?
Historisch wirft „Liebe Deinen Feind“ interessante Fragen auf. Doch dem Autor-Regisseur Niki Stein gelingt es nicht, diese Facetten des Mythos von der Stunde Null mit dem Schicksal seiner Helden zu einem stimmigen Ganzen zu verbinden. Die Geschichte ist schwerfällig konstruiert, jede Figur steht auf historischem Stellvertreterposten und alle Hauptdarsteller bedienen ihre angestammten Rollenklischees: auf Wackernagels breiten Wangen spiegelt sich das Melodram, Sadler ist einmal mehr die Vernunft und menschliche Weitsicht in persona mit einem großen Anteil Herzensbildung und Kampwirth ist wie immer der tragische Dritte.
Dramatisierend hinzu kommt, dass die (Film-)Gattung Melodram per se zur etwas groben Charakterisierung neigt. Dann muss Stein auch noch mit der Polarisierung in Sieger und Besiegte, in eine moralische und eine schuldige Nation, in ewig Gestrige und demokratische Visionäre, in autoritär-diktatorische Rhetorik und messianische Vergebungs- und Erlösungsgedanken erzählerisch fertig werden. Da hat er sich so viel dramaturgischen Ballast aufgeladen, dass ihm am Ende nichts anderes übrig bleibt, als sich in einen Wohlfühlschluss zu flüchten, der all die strengen Dichotomien in höchst trivialer Manier auflöst.