Es beginnt alles mit einem Lächeln. Sie leiht ihm sein Handy. Er bedankt sich höflich. Das scheint es gewesen zu sein. Doch wie das Schicksal in TV-Movies oft so spielt, begegnen sich die beiden in “Liebe darf alles” wenig später wieder. Anna Lenz ist Unternehmens-Beraterin, und ausgerechnet ihre Firma testet ihn, den aufstrebenden Arzt Uwe Springer, auf seine Teamfähigkeit hin. Die ist nicht so optimal wie sein Engagement in Sachen Zweisamkeit. Doch er bekommt den Job als Stationsarzt in einem Berliner Krankenhaus. Und die Frau bekommt er auch. Nicht sofort – denn das Sat-1-Melo nimmt sich über 180 Minuten Zeit für diese nicht sehr originelle TV-Liaison zwischen dem jungen Mann und der reifen Dame.
Für eine ungestörte Romanze steht den beiden Helden zu vieles im Weg: neben dem Alter ist es vor allem der Ehemann der schönen Anna. Denn der ist nicht nur Choleriker, der im übrigen selbst seit längerem ein Verhältnis hat, nein, er ist auch zugleich der Chef von Uwe Springer. Und der ist hin und weg: “Ich liebe Sie. Ich will mit Ihnen zusammen sein. Sie sind die wunderbarste Frau, die ich getroffen habe”, stammelt er. Das ist Liebe aus heiterem Himmel, wie sie uns sonst nur in Schundromanen begegnet – und offensichtlich ein Fall von Mutter-Komplex. Die Autoren Gudula Ambrosi und David Ungureit vertiefen nichts, sondern geben ihm einen genusssüchtigen Vater & ihr eine alzheimerkranke Mutter an die Seite.
“Es ist ein Film mit vielen komischen Elementen”, betont Hans-Werner Meyer, der nach dem Coming-Out-Drama “Eine außergewöhnliche Affäre” zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit im Mittelpunkt eines Sat-1-Movies steht. “Die Macher hatten keine Angst vor Klischees, und sie überziehen bewusst.” Die Engländer dehnten den Stoff auf eine sechsteilige Mini-Serie – mit großem. “Liebe darf alles” deshalb aber als “very british” zu verkaufen, wie es Sat 1 versucht, ist ziemlich am Kern des Films vorbei. Geulkt wird schon mal, doch alles bleibt stramm auf Männerwitz-Niveau. Bis zum großen Knall sind alle im OP immer gut drauf. Den Gegenpol bietet Deutschlands Madame-Darstellerin Nummer eins, Gudrun Landgrebe. Sie darf aber nicht nur schön sein, sondern auch Biss zeigen: den treulosen Ehemann (Miroslav Nemec in Ehren ergraut) serviert ihre Anna ab, aber auch dem jugendlichen Liebhaber fällt sie nicht in den Schoß. Am leichtesten hat es bei ihr Springers Vater, ein ebenso kranker wie lebenslustiger Mensch. Wenn er, gespielt von Dietmar Schönherr, mit der Dame von Welt zusammentrifft, entstehen anrührendere Momente, als es die Szenen sind, in denen die Liebe alles darf. Für ein Melodram nicht unbedingt ein Kompliment.