Die Klinik am See steht Kopf. Die Geburten verlaufen ohne Komplikationen – notfalls schon mal im Fahrstuhl. Dafür ist ein Neugeborenes entführt worden. Kommissar Bacher, etwas schroff in seinen Ermittlungsmethoden, glaubt an klassische Erpressung, während Hebamme Antonia in die menschliche Richtung denkt: vielleicht eine verzweifelte Frau, die selbst keine Kinder bekommen kann? Alles schon da gewesen in der Klinik am Tegernsee. Auch privat ist einiges los im sonnigen Voralpenland. Helena, der ewige Single, fühlt sich schwanger, ist aber mal wieder in jeder Hinsicht unentschlossen – was ihrem Gelegenheits-Lover Dr. Markus Leitner an die Nieren geht. Bei den Meisters ist Karls Nichte Sarah zu Besuch. Ein gelangweilter Teenager, der das Landleben einfach nur ätzend findet – bis Nahas sie überraschend mit dem Projektthema Namibia locken kann. Doch über allem schwebt die Entführung. Erst als Antonia sich einschaltet, verspricht alles, ein gutes Ende zu nehmen.
Zum neunten Mal schlägt das ZDF das Poesiealbum auf um das Oberarzt-Hebammen-Ehepaar und seinen adoptierten Sohn aus Namibia, um die beiden Frohnaturen Karl und Vroni, den „heißen Feger“ Helena und ihren sie mit Hundeblick anhimmelnden Weißkittel Markus Leitner. Kündete die achte Folge auch von „Neuanfang“ – es tut sich nicht viel in Oberbayern. Die wiederkehrenden Figuren sind festgeschrieben und dramaturgisch ausgestanzt, sodass sich auch für die Handlung kaum Variationen ergeben. Es ist wie es ist. Antonia ist die Lebenskluge, die patente Frau mit der emotionalen Kompetenz, die stets zum Mehrfach-Happy-End entscheidend beiträgt. Da ist ihr verständnisvoller Gönnergatte, der zumeist nur leise andeutet, dass er der Klinikchef ist. Und da sind Helena & Co, die für etwas Turbulenz sorgen. Es spricht nicht für das harmoniesüchtige Goldrand-Konzept dieser Reihe, dass es ausgerechnet des Krimimusters einer Kindesentführung bedarf, um der soapigen Zopfdramaturgie ein bisschen finalen Zug zu geben. „Liebe, Babys und gestohlenes Glück“ ist auch thematisch und dramaturgisch etwas runder geraten als die Episode im April. Eifersucht unter Geschwistern und das Gefühl der fehlenden Aufmerksamkeit im Kindes- und Jugendalter durch die Eltern kristallisierten sich als Themen dieser Episode heraus, die neben der Kriminote auch durch seine markanten Gastschauspieler (Rotschopf, Bundschuh, Knauer) auffiel. Insgesamt war dann allerdings vieles doch ein bisschen dick aufgetragen. Ebenso wie das Happy End, bei dem alle so närrisch vor Freude sind, dass sie kein Ende finden können.
Foto: ZDF / Nicolas Joray