„Du findest dich unwiderstehlich, doch Typen wie du perlen einfach an mir ab“, denkt sich Britta, die tags zuvor den Job in einer Cateringfirma verloren hat, als sie ihrem vermeintlichen neuen Chef das erste Mal gegenübersteht. Wenige Minuten später öffnet sie bereits ihre Bluse – allerdings als Höhepunkt einer unwürdigen Leibesvisitation, die nötig wurde, weil jener Mr. Supersmart vermutet, die junge Frau wolle eine Kopie seiner Kundenkartei mitgehen lassen. Das scheint der Beginn einer wunderbaren Feindschaft zu sein. Jedenfalls setzt jener Alexander Raubold allerlei unbekannte Energien – krimineller Natur – in Britta frei. Auf die Idee, die Kundenkartei zu stehlen, wäre sie selbst nie gekommen. Gleiches gilt für den Plan, mit ihren Freundinnen Raubold bei einer Schwarzgeld-Transaktion zu überfallen.
„Wie du mir so ich dir“ – mit diesem einfachen dramaturgischen Prinzip kommt „Liebe auf Kredit“ angenehm unaufgeregt und höchst kurzweilig über ihre 90 Minuten. Nachdem die drei Mädels mit Kopftüchern und langen schwarzen Mänteln Muslima-like ihren unprofessionellen Raub glücklich hinter sich gebracht haben, ihren eigenen Catering-Service auf die Beine stellen und dem Marktführer das Geschäft zu vermasseln drohen, lässt die Retourkutsche nicht lange auf sich warten. Raubold macht auf Alexander und schleimt sich bei Brittas elfjähriger Tochter ein, der ein männliches Wesen offenbar mehr fehlt als ihrer auf unnahbar machenden Mutter. Die und ihre Komplizinnen sind bald enttarnt und Britta steht nicht nur mal wieder ohne Bluse, sondern auch ohne Hose da. Das könnte der Beginn einer wunderbaren Liebschaft werden, wäre da nicht Alexanders auf Rache sinnende Geschäftspartnerin.
Der Schwebezustand zwischen möglichem Gefühl und hinterhältigem Kalkül ist ein Aspekt, der den Film von Michael Kreihsl weit über den Durchschnitt herkömmlicher Romantic Comedies hebt. Spiel oder Berechnung? „Es bleibt lange offen, ob der plötzlich so Liebenswerte nicht doch ein Schwein ist und hinter allem steckt“, so Felix Eitner über seinen „Gewinner“-Typ, „es sollte alles nicht so eindeutig und dadurch spannender sein.“ Eitner, einer, dem man einen echten Unsympathen nur schwer abnehmen könnte, überzeugt mit seinem fliegenden Wechsel zwischen einnehmendem Lächeln und geschäftlichem Blick.
Henriette Heinze, die bisher lieber Preise sammelte, als in leichten TV-Movies der Privatsender ihr vielschichtiges Lächeln zu verschenken, veredelt „Liebe auf Kredit“ auf ganz besondere Art und Weise. Wie sie die Bodenständigkeit ihrer Berlinerin kombiniert mit der Lust am Katz-und-Maus-Spiel, erotischem Versprechen und verklärter Verliebtheitsmiene, das ist gekonnt bis in die kleinste Geste. Weil Drehbuchautor Wolfgang Gensheimer auch noch starke Nebenfiguren in die Story eingebaut hat und Regisseur Kreihsl sie entsprechend bombig mit Aglaia Szyszkowitz, Ilknur Boyraz, Barbara Philipp und Original Steffen Scheumann besetzte, ist diese David-gegen-Goliath-Story mit sympathisch sozialem Unterboden ein Klasse-Wohlfühlfilm geworden. (Text-Stand: 17.4.2007)