Die Wolken hängen tief über den Fjorden – und die Eliassens stecken in einer schweren Krise. Während der Silberhochzeitsfeier bricht Sohn Daniel zusammen. Die Ärzte diagnostizieren ein schweres Nierenleiden. Er wird nur mit einer Ersatzniere überleben können. Der Vater Kaare stellt sich als Spender zur Verfügung. Dabei erfährt er ein 20 Jahre gehütetes Geheimnis: Daniel sowie Tochter Emma sind nicht seine Kinder. Da die Ehe der Eliassens drohte, kinderlos zu bleiben, ließ sich seine Ehefrau Hanne seinerzeit auf einen anderen Mann ein. Zutiefst verletzt vergräbt sich Kaare in seinem Schmerz, und auch Emma sagt sich von ihrer Mutter los. Selbst als diese über eine Suchmeldung im Radio den Vater ihrer Kinder aufspürt und ihn zwecks der Organspende auf seiner Insel besuchen will, kommt nur wenig Bewegung in die verfahrene Situation. Vater und Tochter reisen zwar mit, sind aber nicht bereit zu reden.
Kann ein Glück, das auf einer Lebenslüge aufgebaut wurde, von Dauer sein? In einem TV-Melodram schon. Aber es bedarf einer ausgedehnten Schiffsreise durch die Fjorde. Und die ist für den Zuschauer keineswegs so unangenehm wie für die Protagonisten, von denen stets mindestens einer aus der Gemeinschaft ausgeschlossen ist. Matthias Tiefenbacher findet ausdrucksstarke Bilder fürs Alleinsein und für den Schmerz. Während der Reise des Familientrios mit jungem Steuermann, dem die Tochter mit Liebe auf den vierten Blick begegnet, bricht Vieles auf in den Figuren, wird leise angedeutet und wirkungsvoll in die atmosphärisch erzählte Geschichte eingebunden. Die Landschaft verkommt nicht zum Objekt einer Schönwetter-Fotografie, in ihr spiegeln sich stattdessen die Befindlichkeiten.
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„Der Gesang des Windes“ aus der neuen ARD-Reihe „Liebe am Fjord“ ist ein Melodram und als solches ein gutes. Das beginnt bei der Drehbuchidee einer Schifffahrt auf einem schepprigen Kahn durch die norwegischen Fjorde, die zur Reise in eine Gefühlswelt wird und nie als eine touristische Attraktion missbraucht wird. Auch der Grundkonflikt wird nicht unnötig dramatisch angeheizt, sondern wie ein musikalischer Grundton angeschlagen. Regisseur Tiefenbacher setzt auf die Kraft des Bildes, auf die Kraft der Augen-Blicke. Und da fand er vor allem in den weiblichen Hauptdarstellern Jutta Speidel und der hochtalentierten Karoline Teska, seine Meister. Für Freunde des gepflegten Melodrams ein Muss!