Die Geschichte vom trauernden Witwer, der am Ende der Welt sein verbittertes Dasein fristet, ist schon oft erzählt worden; allerdings nie wieder so schön und herzzerreißend wie in „Message in a Bottle“ mit Kevin Costner. Auch zwei deutsche Fernsehfilme haben das Thema des männlichen Dornröschens, das von einer mitfühlenden Frau aus seinem Unglücksschlaf geweckt wird, auf mehr oder weniger originelle Weise variiert: „Liebesgruß an einen Engel“ (Sat 1) und „Brief eines Unbekannten“ (ARD). Das Autoren-Team Martin Kluger und Maureen Herzfeld verkürzt in „Licht über dem Wasser“ die Geschichte zwar um die Botschaft, die in Form von Flaschenpost, Brieftaubennachricht oder Liebeskummerzeilen in einer Hotelbibel die Handlung erst auslöst, doch der Rest ist weitgehend identisch.
An der malerischen Südwestküste Irlands lebt der Einzelgänger Robert Seefeld (Filip Peeters). Er gilt immer noch als Bestsellerautor, doch seit sich im Jahr zuvor eine Tragödie zugetragen hat, bringt er keine Zeile mehr zu Papier. Weil sich Psychologin Carolin (Gesine Cukrowski) ohnehin eine Auszeit nehmen will, lässt sie sich von ihrem Bruder, dem Assistenten von Seefelds Verleger, dazu überreden, beim Autor nach dem Rechten zu sehen. Im malerischen County Cork gibt sich Carolin als Ornithologin aus. Da zu Seefelds Besitz auch ein Leuchtturm gehört, hat sie einen Vorwand, ihn kennenzulernen: Sie würde gern von oben die Vögel beobachten. Natürlich beißt sie sich an dem Griesgram zunächst die Zähne aus, aber als sie in der Kneipe des Ortes gemeinsam mit den anderen Gästen in die melancholische Ballade „Danny Boy“ einstimmt, erweicht sie sein Herz. Der Rest ist Melodram nach dem üblichen Muster: Carolin erfährt, das vor einem Jahr Seefelds Freundin bei einem Unfall gestorben ist, man kommt sich näher, aber sie verpasst es, ihm die Wahrheit zu sagen. Als er zufällig rausfindet, warum sie wirklich hier ist, bricht das fragile Glück gleich wieder entzwei.
Foto: Degeto
Obwohl die Handlung nicht einen Moment lang überrascht, ist „Licht über dem Wasser“ ein schöner, zu Herzen gehender Liebesfilm. Neben der Inszenierung von Olaf Kreinsen ist das vor allem das Werk von Filip Peeters. Der Belgier, aus deutschen Filmen gar nicht mehr wegzudenken, verkörpert den durch seine Trauer blockierten Schriftsteller derart untröstlich, dass es Steine erweichen würde. Partnerin Cukroswki leidet ein wenig darunter, dass sie zu viele psychologische Kalenderweisheiten zum Besten gegen muss, spielt die erwachende Liebe zum Eremiten aber sehr glaubhaft. Ergänzt wird das Paar durch eine Reihe skurriler Einheimischer, allen voran Michael Tregor als trinkfester Strandläufer, der mit den Felsen spricht und sich mit Kobolden trifft. Am Rande der Geschichte findet das Autoren-Team, das gemeinsam schon diverse gepflegte Melodramen ersonnen hat („Wenn wir uns begegnen“) sogar noch Zeit, um eine Romanze zwischen Carolins Bruder und ihrer besten Freundin einzufädeln. Nicht zu vergessen die irische Landschaft, die mit Wetterwechseln, zerklüfteten Felsen & saftigen Wiesen der ideale Handlungsort für die Geschichte ist. (Text-Stand: 2009)