Investmentbanker Andreas Mersfeld weiß nicht, was er denken soll. Seine depressive Frau hat sich kurz vor der Entlassung aus der Psychiatrie umgebracht. Hat man an ihr ein nicht zugelassenes Medikament ausprobiert, das sie in den Selbstmord trieb? Das jedenfalls behauptet Sarah, eine befreundete Mitpatientin, die nach dem Todesfall aus der Klinik geflüchtet ist. Oder ist jene Sarah eine gespaltene Persönlichkeit? – wie Klinik-Chef Merlow versichert. Das Pikante an der Sache: Sarah ist Merlows Frau. Hat er sie tatsächlich einweisen lassen, weil sie seine unsauberen Deals mit der Pharma-Industrie auffliegen lassen wollte? Oder hat sie womöglich selbst bei dem angeblichen Selbstmord von Mersfelds Frau die Hände im Spiel? Ist sie vielleicht doch schizophren und zückt am Ende hinterhältig das Messer?
Mersfeld, dessen Karriere selbst maßgeblich vom Erfolg des dubiosen Medikaments abhängt, ist gefangen in der Ungewissheit. Die Situation, in der sich der Zuschauer beim deutsch-österreichischen TV-Movie „Lautlose Morde“ befindet, ist weniger bedrohlich, aber sie lebt ebenfalls vom ständigen Abgleich der Informationen: die Suche nach verräterischen Zeichen oder nach neuen Kombinationsmöglichkeiten des bislang Erzählten. Zu genau allerdings sollte man bei diesem Pharma-Psychothriller besser nicht nachfragen. Schon gar nicht sollte man versuchen, der Handlung retrospektiv mehr Logik einzuhauchen, als sie tatsächlich besitzt. Das Drehbuch steckt voller Ungereimtheiten, die Story zieht sich linear, eindimensional und nach Thriller-Schema F dahin, die Figuren agieren weitgehend als leblose Hüllen einer Idee.
Auch das andere Herzstück eines guten Thrillers, die Inszenierung, die Stimmung, der Look, das überzeugt nicht. Ob Psychiatrie oder Hightech-Tempel – die Szenerie wirkt steril, die Bilder besitzen keine Atmosphäre, den Szenen fehlt es an Rhythmus. Leere, wohin das Auge blickt. Spannung will nicht richtig aufkommen: da kann Filip Peeters noch so bedrohlich den allmächtigen Klinikchef raushängen lassen. Angst um den Helden bekommt man in keiner Sekunde. Und Jessica Schwarz kann noch so furienmäßig das Messer zücken – eine mögliche Gefahr, die von ihr ausgeht, ist reine Hypothese. Und irgendwann hat es auch mit der Rätsellust beim Zuschauen ein Ende, wenn es nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten gibt: Sarahs Schizophrenie und Merlows Größenwahn. So ist „Lautlose Morde“ 90 Minuten lang nicht mehr als ein Gedankenspiel – ziemlich unsinnlich, dafür aber unsinnig aufgemotzt.