Ladylike – Jetzt erst recht!

Monica Bleibtreu & Gisela Schneeberger: Es ohne Männer noch mal krachen lassen

Foto: ZDF
Foto Rainer Tittelbach

Entliebt und unsichtbar – das birgt Möglichkeiten für eine dumme Ziege und eine blöde Küh im reifen Alter. Insbesondere, wenn die Story von Ingrid Noll erdacht wurde. „Ladylike“ macht Laune – auch wenn es sich schwerlich vergessen lässt, dass Monica Bleibtreu hier ihre letzte Rolle spielt. Schön, dass dieser Film trotz (oder vielleicht gerade wegen) seiner Harmlosigkeit durchaus taugt als Vermächtnis. Schön, dass der Film eine Komödie ist, dass er szenisch erzählt und man so diesen Frauen ins Gesicht schauen kann, dass er Tod und Alter reflektiert, dass er etwas Schwarzhumoriges und zugleich etwas Versöhnliches besitzt.

„Wir machen es uns noch mal richtig schön ohne Männer“, findet die putzmuntere Anneliese, die gerade ihren werten Gatten beerdigt hat. Lore kann solchen dritten Frühlingsgefühlen nichts abgewinnen. Vor wenigen Tagen stand sie noch auf dem Stuhl, den Hals in der Schlinge, voller Gram, weil ihr Ehemann sie nach über 40 Jahren wegen einer jüngeren Frau verlassen hat. Doch dann lässt sich die bedachte Mittsechzigerin auf das WG-Abenteuer mit der ewigen Krawallnudel ein, mit der sie schon im Teenageralter eine Art Hassliebe verband. Kultur trifft auf Kleinbürgerbildung, Preußentum auf Puschengemütlichkeit, Kostüm auf Hausanzug, Joint auf Champagner. Erst als wieder Männer die Wege der beiden kreuzen (der eine nimmt Annelieses Sparstrumpf, der andere sieht in Lore seine verstorbene Gattin), schweißt das die Beziehung der beiden Frauen zusammen. Uneins bleiben sie am Ende allein darin, wer denn nun von den beiden die dumme Ziege und wer die blöde Kuh ist!

Alter ist wenig vorteilhaft. „Man wird nicht mehr wahrgenommen – als Frau. Man wird unsichtbar“, weiß Anneliese, aber sie weiß, wie man daraus einen Nutzen ziehen kann. Beim „Shoppen“ zum Beispiel. Ingrid Noll, nach dessen Erfolgsroman „Ladylike – Jetzt erst recht!“ entstanden ist, formuliert es direkter: „Wir könnten stehlen, morden, einbrechen, keiner hätte uns je in Verdacht. Niemand könnte eine Personenbeschreibung abgeben, denn man schaut uns seit Jahren nicht mehr an.“ Also beginnen sie ihren kleinen „Rachefeldzug“. Dabei steht ihnen auch immer wieder das Glück zur Seite. Selbst die Begegnungen mit der Männerwelt – und mögen sie noch so kurz sein – zahlen sich schließlich mächtig aus.

Ladylike – Jetzt erst recht!Foto: ZDF
Lore (Monica Bleibtreu) und Anneliese (Gisela Schneeberger) streiten sich in der Hotellobby. Eigentlich will sie wertvolle Klunker umsetzen.

„Ladylike“ macht Laune – auch wenn es sich schwerlich vergessen lässt, dass jene Lore Winter die letzte Rolle der einzigartigen Monica Bleibtreu bleiben wird. „Sie war ein ganz besonderer Frauentyp und unersetzbar“, sagt ihre brillante Partnerin Gisela Schneeberger. „Ich glaube, manche Filme werden nicht mehr produziert, weil es sie nicht mehr gibt.“ Schön, dass dieser Film trotz (oder vielleicht gerade wegen) seiner Harmlosigkeit durchaus taugt als Vermächtnis für eine große Schauspielerin, eine Schauspielerin, die es gerne klein und konzentriert mochte und der zeitlebens wenig daran gelegen war, um ihre Person Aufhebens zu machen. Schön, dass der Film eine Komödie ist, dass er szenisch erzählt und man so diesen Frauen ins Gesicht schauen kann, dass er Tod und Alter reflektiert, dass er etwas Schwarzhumoriges und zugleich etwas Versöhnliches besitzt. So ist man auch als Bewunderer von Bleibtreus Kunst am Ende ein wenig versöhnt mit ihrem frühen Tod.

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Monica Bleibtreu, Gisela Schneeberger, Günther Maria Halmer, Horst Westphal, Paul Faßnacht, Dietmar Mues

Kamera: Dixie Schmiedle

Schnitt: Brigitta Tauchner

Musik: Marco Meister, Ingo L. Frenzel

Produktionsfirma: Moovie

Produktion: Oliver Berben

Drehbuch: Gerlinde Wolf

Regie: Vanessa Jopp

Quote: 3,81 Mio. Zuschauer (11,1% MA)

EA: 29.11.2010 20:15 Uhr | ZDF

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