Dorfpolizist Krause hat’s erwischt: ein kleiner Infarkt – und die Hausärztin rät zur Kur. Also geht es mit dem geliebten Motorrad nebst Beiwagen, an das sich problemlos auch noch ein Campinganhänger Marke „Dübener Ei“ dran koppeln lässt, Richtung Ostsee. Im Handgepäck: Krauses Schwestern Elsa und Meta. Während die beiden Jungfern campen, muss Krause in die Reha-Klinik Ostseetraum, die sich bald als Albtraum entpuppt: die Speisekarte heißt Ernährungsplan, die Bewegungstherapie ist albernes Laufen mit Skistöcken und die Handarbeit in der Gruppe hat mit sinnlichen Freuden nichts zu tun. Krause sucht das Weite, kehrt aber wieder reumütig zurück und lernt langsam, Gefallen an der Kur zu finden, bevor er Zimmernachbar und „Aufreißer“ Rudi („unglaublich scharfe Weiber“) in die Kunst des Tanzens einführt. Und dann sieht dieser Rudi Krauses Schwester Meta…
„Es gibt Menschen, die sind immer im Dienst und ihr Leben ist eine einzige Pflicht“, sagt Schwester Ilse in „Krauses Kur“. Sie ist ein solcher Mensch. Aber auch Krause ist immer im Einsatz für Recht und Ordnung und ein wenig Moral. Dieser Satz ist der Wendepunkt in der launigen ARD-Heimatkomödie. Krause ist einerseits fasziniert von dieser pflichtbewussten Frau, die ihm und seinen tugendhaften Schwestern so ähnlich ist, er schaut quasi in sein eigenes Spiegelbild, doch er erkennt, dass es so mit ihm nicht weitergehen kann. Es fehlt etwas in Krauses aufgeräumtem Leben. „Denkst du manchmal an den Tod?“, fragt ihn Rudi. Antwort: „Ich hab immer so viel zu tun.“ Der Dorfpolizist aus Brandenburg, der das Herz schon immer am rechten Fleck hatte, lernt nun also auch noch, „loszulassen“.
„Krauses Kur“ ist ein nachdenklicher Wohlfühlfilm, der nicht stur nach den dramaturgischen Regeln verfährt, sondern seinen Figuren reichlich Freiraum lässt für Spielereien und Spinnereien – inklusive kleinen Durchhängern. Das ist wie im richtigen Leben. Die konsequent naive Geschichte folgt der Dramaturgie eines (K)Urlaubs: man ärgert sich, man gewöhnt sich an die Ärgernisse, kommt zur Ruhe, schließt Freundschaften oder verliebt sich und verspricht, nächstes Jahr wiederzukommen. Dabei streift der Film Themen wie Liebe im Alter oder schöne, neue Businessscheinwelt und macht sich nicht nur lustig über Fettleibigkeit und Bewegungsunlust. Horst Krause bleibt Horst Krause und ist nach „Krauses Fest“ zum zweiten Mal auch im komödiantischen Alleingang restlos abendfüllend. Unterstützt wird er dabei von einem nicht minder skurrilen Ensemble: Carmen-Maja Antoni, Angelika Böttiger, Irm Hermann, Tilo Prückner, Andreas Schmidt und Fritzi Haberlandt (in einer grandios gespielten Szene!) sind Unikate. Sie sind unnachahmlich. Und Bernd Böhlich, der seine Figuren sichtlich liebt, findet einen altmodischen Erzählton, der weit mehr ist als (n)ostalgisch!