Sie gilt als Pflichtlektüre in österreichischen Schulen und als berühmteste Hundegeschichte des deutschen Sprachraums: die Erzählung „Krambambuli“ der Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916) ist aber auch ein Klassiker der Heimatliteratur. Die bisherigen vier Verfilmungen indes konnten keine Filmgeschichte schreiben. Das kann sich mit Xaver Schwarzenbergers österreichisch-deutscher Koproduktion im Kino-Look ändern, für die der Schriftsteller und Drehbuchautor Felix Mitterer („Die Piefke-Saga“) Hand anlegte an die sentimentale Geschichte über einen Hund zwischen zwei Herren. Auch Tobias Moretti als Hauptdarsteller verspricht mehr als einst Rudolf Prack, Michael Schanze oder Mario Girotti alias Terence Hill. „Es ist ein Heimatfilm-Western geworden“, sagt Mitterer. Kein „Lassie“ mit versteckter Blut-und-Boden-Romantik. Der Hund wedelt nur als Kleindarsteller durch die prächtig fotografierten Herbstwälder Tschechiens.
Ein Forstrevier irgendwo in Österreich um 1900. Der Wilderer Pachler erschießt den im Dorf verhassten Oberförster. Doch es kommt ein neuer, Georg Walch, mit seiner schönen Frau Johanna. Ein harter Bursche, der mit Wilderern kurzen Prozess macht. Ein Zweikampf zeichnet sich ab, vor allem auch, weil Pachler im Suff seinen geliebten Krambambuli an Walch verkauft hat und der nun versucht, den treuen Hund „umzuerziehen“ und gegen den alten Herren aufzuhetzen. „Es geht um zwei Antipoden, die sich anziehen, um sich dann gegenseitig auszulöschen: der Hund ist zwar wichtig, aber nur Mittel zum Zweck“, betont Moretti, der nach „Kommissar Rex“ mal wieder auf den Hund gekommen ist. Es sind zwei Männer, die süchtig sind, süchtig nach der Jagd, und die in der eigenen Unfähigkeit zur Freundschaft süchtig sind nach der Treue eines Vierbeiners.
Eine wichtige Rolle im dramatischen Spiel um die Treue kommt der Försterfrau zu. „Mit wem bist du verheiratet – mit dem Hund oder was?!“, schimpft sie. Johanna Walch verlässt den Gatten mit einem Kind des anderen unter dem Herzen. Grimme-Preisträgerin Christine Neubauer („Löwengrube“) spielt sie als selbstbewusste Frau, die raucht, trinkt und zu handeln versteht. „Eine starke, aber zerrissene Frau. Beide, Johanna wie der Hund, brechen die Treue, und man kann ihnen nicht verzeihen.“ So charakterisiert Neubauer ihre Figur. „Krambambuli“ ist auch ein Heimat-Stück. Was den Begriff „Heimat“ angeht, denkt der Südtiroler Autor Mitterer, dem die hausbackenen Berg-Wald-Wiesen-Filme der Wirtschaftswunderjahre ein Gräuel sind, eher global als regional. „Jeder Mensch hat Anspruch auf Heimat und Heimatgefühl. Ganz gleich, ob das auf dem Bauernhof ist oder in einer Hochhaussiedlung am Stadtrand. Diese romantischen Sehnsüchte hat es immer gegeben.“ (Text-Stand: 21.12.1998)