Eine junge Frau in Panik. Ausgerechnet der, dem sie vertraut, hat sie offenbar verraten. Mit dem Auto geht es von einer Autobahnraststätte auf eine Nebenstrecke. Die Frau wird hektisch. Das Auto wird offenbar verfolgt. Ein Unfall ermöglicht ihr die Flucht. Ein Wohnwagen am Waldrand könnte ihre Rettung sein. Doch die Besitzerin, eine Prostituierte, ist nach einem handfesten Streit mit einem Freier alles andere als hilfsbereit – und ruft die Polizei. Was Boris Noethen am Telefon vernimmt, hört sich nicht gut an. „Wie ein Kampf“, glaubt Kollegin Lucas. Die beiden kommen zu spät. Die Prostituierte ist tot, die junge Frau weg, dafür schleicht der Freier am Tatort herum – und bald steht auch das BKA auf der Matte.
„Lovergirl“ aus der ZDF-Reihe „Kommissarin Lucas“ zieht den Zuschauer in den ersten Minuten hinein in die Geschichte, die sich assoziativ und sinnlich erfassen lässt: Menschenhandel, Bedrohung, Mord. Die Ermittlungen der Kommissare im Anschluss bleiben dann hinter dem zurück, was der Zuschauer schon weiß. Auch der Erzählstrang mit den rumänischen Zwangsprostituierten ist zunächst wenig erhellend. Nachdem das BKA die Arbeit der Kripo Regensburg zunehmend stört, bringt sich Lucas moralisch in Stellung, der Fall bekommt die erwartete größere Dimension: eine Operation gegen den rumänischen Menschenhändlerring läuft. Dass dabei Unschuldige geopfert werden, entspricht Ellen Lucas Vorstellungen nicht. „Mann kann nicht eine Verbrechen zulassen, um ein anderes zu verhindern“, sagt sie und droht ihrem Vorgesetzten Boris damit, den Fall abzugeben.
Nicht gerade dramaturgisch rund läuft diese 18. Episode der beliebten Samstagskrimireihe. Als Zuschauer ist man hin- und hergerissen. Viel Konstruktion und damit wenig „Freiheit“ beim Erfassen des Plots, dafür wenig künstliche Spannungsmache durch Stefan Kornatz’ bewusst zurückhaltende Regie. Die Charaktere & ein Realismus des Augenscheins dominieren sowohl die Story als auch die Bilder. „Lovergirl“ ist für „Kommissar-Lucas“-Verhältnisse optisch unspektakulär. Es hat den Eindruck, als habe das ZDF ein bisschen am Konzept gedreht: Vom schicken SOKO-Großraum mit coolem US-Look geht es nun in ein typisches Provinz-Kommissariat – bieder das Mobiliar, klein die Räume, unscheinbar (trotz der aparten Anna Brüggemann) die beiden neuen Ermittler. Unter dem Aspekt der „Glaubwürdigkeit“ durchaus nachvollziehbar. Doch besonders sexy ist das nicht. (Text-Stand: 29.3.2013)