Kommissarin Lucas – Bombenstimmung

Ulrike Kriener, Oliver Stokowski, Anke Engelke. Viel Handlung und wenig dahinter!

Foto: ZDF / Bernd Schuller
Foto Rainer Tittelbach

Es ist wieder einiges los in Regensburg. Entführung, Selbstanzeige, ein Mord in Gedanken, ein bis zwei Mordversuche, reichlich sozialer Zündstoff, gebeutelte Kreaturen, die nicht mehr viel zu verlieren haben – auch der Titel „Bombenstimmung“ ist durchaus wörtlich zu nehmen. „Bombenstimmung“ macht viel Wind, trickst sich dramaturgisch über die Runden, hat weder einen „Kern“, noch besonders Atmosphäre. Die Vorzeige-Reihe braucht frisches Blut!

Dr. Reidinger, der Chefarzt einer Regensburger Klinik, ist entführt worden. Wenig später findet Kommissarin Lucas dessen Vater schwer verletzt in der Reidinger-Villa. Ist er auch ein Opfer des Entführers? Aber ist Reidinger junior nicht sehr viel früher entführt worden? Bei der Suche nach „Feinden“ des Gekidnappten, stoßen Lucas & Co auf die Sammelklage einer Patienteninitiative gegen die Klinik und eine Einzelklage gegen Reidinger – wegen Hygienemängeln. Das Krankenhaus soll völlig verkeimt sein. Betroffen macht Ellen Lucas die Befragung von zwei Geschädigten: den einen zerfrisst der tödliche Krankenhauskeim MRSA, der andere kämpft um eine Entschädigung für die Betreuung seines kranken Kindes. Es tut sich aber nichts. Der Richter, der dabei ist, die Klagen zu verschleppen, bekommt wenig später die Wut der Kommissarin zu spüren. Doch es hilft nichts: die beiden Opfer, Heinrich Stadler und Rudolf Meyer sind die Hauptverdächtigen… Doch dann taucht Dr. Reidinger wieder auf. Er hatte viel Zeit zum Nachdenken. Jetzt will er sich und die Klinik anzeigen.

Es ist wieder einiges los in Regensburg. Entführung, Selbstanzeige, ein Mord in Gedanken, ein bis zwei Mordversuche, reichlich sozialer Zündstoff, gebeutelte Kreaturen, die nicht mehr viel zu verlieren haben – auch der Titel „Bombenstimmung“ ist durchaus wörtlich zu nehmen. Und damit ist nicht die feuchtfröhliche Beerdigungsparty anlässlich der Umbettung der Eltern der Lucas-Sisters gemeint. Dieses wenig zwingende Ruhrpottgeplänkel wurde eingefädelt, weil der kriminalistische Leerlauf in der ersten halben Stunde irgendwie gefüllt werden musste. Und da die gestrenge Kommissarin sich ja sowieso lockerer und „volksnaher“ geben soll, konnte man so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Tim Trageser und Ko-Autor Florian Iwersen entwickelten die Handlung dieser „Kommissarin-Lucas“-Episode sehr linear – mit immer wieder neuen Wendungen und Bedrohungsszenarien. So erreichen sie zwar in jeder Phase des Films einen recht hohen Spannungs- und Erregungspegel, dafür wächst im Laufe der 90 Minuten aber ein ziemliches Plot-Ungetüm heran, das einem spätestens dann bewusst wird, wenn man am Ende noch einen Gedanken an diesen Samstagskrimi verschwendet.

„Bombenstimmung“ macht viel Wind, trickst sich dramaturgisch über die Runden, hat weder einen „Kern“, noch sonderlich viel Atmosphäre. Recht überzeugend sind dagegen die Szenen mit Anke Engelke und auch die augenzwinkernde Note mit Prückner funktioniert nach wie vor, insbesondere als Ritual und mit dem finalen Schuss Melancholie, im Verhältnis zu anderen Krimi-Reihen recht gut. Die bucklige Verwandtschaft aus dem Pott ist allerdings schon ein bisschen zu Vorabendserien-like. Diese Nebenhandlung bestätigt aber den Eindruck des ganzen Films: alles etwas unrund! Ob’s daran liegt, dass das ZDF aus Kostengründen zwei Episoden dieser Reihe parallel drehen lässt? Ob’s daran liegt, dass mit dem Personalabbau im Kommissariat eine psychologische Verflachung der Charaktere und der Story einhergeht (die sanfte Florian-Stetter-Figur war ein idealer Spiegel für die toughe Lucas)? Eines jedenfalls ist klar: die einstige ZDF-Vorzeige-Reihe braucht frisches Blut!

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Reihe

ZDF

Mit Ulrike Kriener, Michael Roll, Oliver Stokowski, Alexander Lutz, Anke Engelke, Bernhard Schütz, Alexander Held, Alexander Hörbe, Tilo Prückner, Arnd Klawitter, Ulrike Bliefert, Joachim Bliese

Kamera: Eckhard Jansen

Schnitt: Gisela Castronari

Musik: Andreas Weidinger

Produktionsfirma: Olga Film

Drehbuch: Florian Iwersen, Tim Trageser

Regie: Tim Trageser

Quote: 5,29 Mio. Zuschauer (17% MA)

EA: 10.11.2012 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
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