Eine Freundin, die Journalistin Lilou Breval, bittet Kommissar Georges Dupin um Hilfe. Sie ist einem Umweltskandal bei der Salzgewinnung auf der Spur, hat jedoch Angst, alleine zu der Saline von Maxime Daeron zu fahren. Das Problem ist, dass diese Saline außerhalb von Dupins Zuständigkeitsgebiet liegt. Und dass Lilou nicht wie verabredet erscheint. Stattdessen wird Dupin von einem Unbekannten beschossen und am linken Oberarm verletzt. Die Suche nach der verschwundenen Lilou und den Hintergründen des Falls wird nun zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Dupin und der eigentlich zuständigen Kommissarin Rose.
Die Salinen von Guérande bieten nicht nur für Touristen ein hübsches Fotomotiv. Die Kamera von Arthur W. Ahrweiler fängt die typische Landschaft der Bretagne in einigen sehr schönen Bildern ein, was ja nicht unerheblich ist für die Verfilmung einer Roman-Reihe, die Krimi und Reiseliteratur verbindet. Doch es sind nicht mehr als exquisite Postkarten-Ansichten. Vom Handwerk der Salzgewinnung, von der Mühe, dem Meer das Salz abzuringen, davon gibt es kaum Bilder. Phantasievoll dagegen das seltsame Konstrukt aus Schnüren und gelben Zetteln, das sich der Kommissar in seinem Hotelzimmer bastelt, um den Überblick zu behalten. Ganz so verworren ist der Kriminalfall nicht. Und dass Ahrweiler bei den vielen Dialogen vereinzelt Kreisfahrten à la Michael Ballhaus einsetzt, lässt die Szenen etwas dynamischer wirken.
Auch wenn Jan Georg Schütte wieder schön skurril den mit seinen Witzen regelmäßig scheiternden Kadeg gibt: Die Tonalität dieses dritten Falls ist etwas ernster als die ersten beiden Filme, denn für Dupin wird es persönlich. Lilous Leiche wird schließlich gefunden. Ob beide einmal ein Paar waren, bleibt offen, aber der verwundete Kommissar kennt nun kein Halten mehr: „Niemand wird verhindern, dass ich den Fall aufkläre. Und wenn es mein letzter ist.“ Dupin ermittelt – wie eigentlich immer – auf eigene Faust, wobei sich seine Assistenten Kadeg und der bieder-sympathische Riwal (Ludwig Blochberger) auch im fremden Revier trotz mancher Einwände und Bedenken als treue Helfer erweisen. Leider legen Drehbuch und Inszenierung die Figur von Commissaire Rose nicht als ebenbürtige Protagonistin an. Dupin, auch dank Hauptdarsteller Pasquale Aleardi ein charmanter Sympathieträger, scheint immer einen Schritt voraus zu sein, während Rose die verkniffene, zudem bei der Aufklärung unterlegene Kollegin ist. Annika Kuhl ist zu bedauern: Sie darf sich in dieser Rolle erst am Ende ein Lächeln abringen. Annika Blendl ergeht es nicht viel besser. Ihre Nolwenn trägt ein paar telefonische Auskünfte bei, ohne dass diese Dialoge durch größere Originalität auffielen.
Frankreich und die Liebe – dieses Klischee wird dennoch reichlich bedient: Salinen-Eigentümer Daeron (Marc Hosemann) hat eine attraktive Ehefrau (Chiara Schoras) und zahlreiche Affären. Die Inszenierung überzeichnet das Klischee bewusst, etwa wenn eine Mitarbeiterin des Salz-Konzerns Le Sel (Maddalena Noemi Hirschal), mit Schutzkleidung und hochhackigen Schuhen durch einen Lagerraum läuft. Frauen-Rollen, die kein schmückendes Beiwerk sind, gibt es immerhin auch: Barbara Philipp ist die Konzernchefin Ségolène Laurent, Katrin Bühring die Biologin Céline Cordier. Außerdem sorgt David Bennent als Daerons Bruder Paul, der lieber Schweinezüchter als Salzbauer sein will, für einige irritierende Momente.
Das Drehbuch erzählt ansatzweise von der Konkurrenz zwischen unabhängigen Salzbauern (paludiers) und großen Konzernen, die nach immer neuen Wegen suchen, um das Salz billiger zu produzieren. Da muss einiges erläutert werden, von den Sünden des Billiganbieters China, bis zu erstaunlichen Bakterien namens Destruenten. Der mäßig spannende Kriminalfall leidet darunter, aber wer nicht regelmäßig in die Bretagne fährt, lernt immerhin etwas dazu.