Kleo – Staffel 2

Jella Haase, Schaad, Feldmeier, Hackfort, Kropf, Konrad, Braak, Vukovic. Killing Kleo

Foto: Netflix
Foto Volker Bergmeister

Die Knef hatte einen Koffer in Berlin, Kleo sucht einen und ihrer ist rot. Die mehrfach preisgekrönte Action-Thriller-Serie „Kleo“ (Netflix / Zeitsprung Pictures) geht in die zweite Runde. In Staffel 2 nimmt die Jagd nach den Unterlagen, in denen nichts geringeres als Europa auf dem Spiel steht, ihre Fortsetzung. In sechs Folgen hat das Autoren-Trio Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad ihre irrwitzige Geschichte gepackt. Wieder bieten die HaRiBo’s (und Koautorin Katharina Brauer) eine Mischung aus Fantasy und Reality: Politische Fakten treffen auf kosmische Gesetze, Historisches auf Erdachtes. Zeitgeschichte wird hier zum popkulturellen Spielball. Das ist skurril, schräg, stets ironisch und höchst unterhaltsam. Cooler Look, jede Menge Spannung, eine Portion Action, mal feiner, mal grober Witz, all das zeichnet Staffel 2 von „Kleo“ aus, die damit das hohe Qualitäts-Level hält.

„Kleo“ is back. Staffel 1 der Action-Thriller-Serie mit Polithintergrund hat so ziemlich alles an Auszeichnungen abgeräumt was hierzulande zählt: Grimme Preis für Buch, Regie und Hauptdarstellerin Jella Haase, den Deutschen Fernsehpreis für die beste Serie und für Haase, den Deutschen Schauspielpreis für das Beste Duo Haase/Dimitrij Schaad. Und dank Netflix mit seinen aktuell 277 Millionen Abonnenten hat die Serie auch enorme internationale Aufmerksamkeit erlangt, war für den Critics Choice Award nominiert. Nun geht es – nach zwei Jahren Pause – weiter. Das skurrile Ende mit gewaltigem Cliffhanger deutete damals bereits eine zweite Staffel an. Denn der rote Koffer ist immer noch das Objekt der Begierde, und die Jagd nach ihm wird nun fortgesetzt. Schon die Eröffnungsszene der 2. Staffel bietet all das, was den Reiz und wohl auch den Erfolg dieser Serie ausmacht: cooler Look, jede Menge Spannung, eine Portion Action und mal feiner, mal grober Witz.

Kleo – Staffel 2Foto: Netflix
Rohr frei! Die Helden treffen auf Agenten, Spitzel, Überläufer, Schläfer, Killer und und und. Jella Haase & Dimitrij Schaad

Bereits zu Beginn steht das Objekt der Begierde im Mittelpunkt, als Min Sun die derzeitige Besitzerin des roten Koffers killt. Den will vor allem Ex-Stasi-Agentin Kleo Straub (Jella Haase) haben, oder besser: die geheimen Dokumente, die sich darin befinden. Auf ihre Mutter (Anna Stieblich) will sie dabei nicht hören, denn die warnt ihre Tochter: „Zerstöre den Koffer!“. Und so gerät Jella ins Visier der Geheimdienste CIA und KGB. Denn der Inhalt spielt eine entscheidende Rolle bei der Neuordnung Deutschlands und Europas nach dem Kalten Krieg. Bei der Jagd trifft Kleo erneut auf Tante Margot Honecker (Steffi Kühnert) und die fanatische Hackfresse Uwe (starker Auftritt von Vincent Redetzki), den kantig-kühlen Nikolai (Andrej Kaminsky) vom KGB und auch ihr Ex-Liebhaber Sven (Dimitrij Schaad), der seinen Fehler ausbügeln und wieder mit ihr zusammenarbeiten will, mischt weiter mit und weicht, wann immer es geht, nicht von Kleos Seite. Und dann ist da ja noch ihr WG-Partner Thilo (Julius Feldmeier), der von Sirius B zurück, frisch verliebt und weiter auf der Suche nach kosmischem Karma ist. Und je näher Kleo dem Koffer kommt, umso mehr kehren ihre Erinnerungen an die Kindheit zurück, und sie erfährt Überraschendes über ihre Vergangenheit.

In sechs statt wie noch in Staffel 1 acht Folgen haben die HaRiBo’s, die Showrunner und Autoren der Serie, ihre irrwitzige Geschichte gepackt. Hinter dem Kürzel stehen Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad, eines der derzeit kreativsten Fiction-Teams, verantwortlich für die Serien-Hits „You are wanted“ (Amazon Prime) und „4 Blocks“ (TNT). Auch Staffel 2 bietet wieder eine Mischung aus Fantasy und Reality: Politische Fakten treffen auf kosmische Gesetze, Historisches auf Erdachtes. Skurril, schräg, ironisch, stets unterhaltsam soll es sein, und ist es, über die komplette Strecke. Die Geschichte wird immer weiter gedreht und gedreht – bis zu einem Knaller-Ende. Erneut liegt die Umsetzung in der Hand junger RegisseurInnen. Waren es Viviane Andereggen und Jano Ben Chabaanein Staffel 1, so durften diesmal Isabel Braak („Tatort: Marlon“, „Eine „Billion Dollar“), und Nina Vukovic („Am Ende der Worte“, „Der Schatten“) auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Viel dürften sie dort nicht gesessen haben, springt die Serie doch von Location zu Location. War man in Staffel 1 noch neben dem Hauptschauplatz Berlin in Chile und auf Mallorca unterwegs, so geht es diesmal nach Belgrad und vor allem nach Moskau. Man begegnet Agenten, Doppelagenten, Spitzeln, Überläufern, Schläfern, Informanten, Killern, Taktikern und und und. Die Autoren – neben den HaRiBo’s schrieb auch Katharina Brauer („Para – Wir sind King“) an den Drehbüchern mit – werfen einen herrlich ironischen Blick auf die Welt der Agenten. Und die Regisseurinnen inszenieren Verfolgungsjagden, Duelle auf Hausdächern, Autos, die an riesigen Magneten zig Meter über dem Boden baumeln, Schießereien, Explosionen und Kampfszenen – Bond lässt schön grüßen. So seilt sich Kleo bei der Flucht aus der KGB-Zentrale an einer Riesen-Sowjet-Fahne ab, stürmt im Kugelhagel aus dem Gebäude und springt zu den Klängen von Whitesnakes „Here I Go Again“ zu Sven in den Wagen. Oder in Belgrad fightet sie im Kampf um den roten Koffer in bester „Kill-Bill“-Manier mit Fäusten und Stöcken mit der Asiatin Kimberly, die zuvor noch Sven vernascht hat.

Kleo – Staffel 2Foto: Netflix
Mit diesem Uwe ist nicht gut Kirschen essen. Eine Figur wie bei Quentin Tarantino, blutrünstig, grob, brutal, empathielos, die dazu noch aussieht wie der Meister selbst. Jella Haase & Vincent Redetzki in Staffel 2 der deutschen Netflix-Top-Serie „Kleo“

Doch „Kleo“ ist nicht nur eine kurzweilige, höchst unterhaltsame und enorm wendungsreiche Thriller-Action-Serie, sie nimmt sich auch Zeit und Raum für die Themen, die uns alle berühren: Liebe, Enttäuschung, Täuschung, Lügen, Vertrauen, Misstrauen, Familie. Kleo ist charismatisch, kämpferisch, mutig, rennt mit gezogener Waffe durch die Szenerie. Aber sie zeigt auch ihre Verletztheit, ihre Suche nach der Wahrheit, nach ihrer Vergangenheit, nach ihrer Familie. In klug montierten und dosiert eingesetzten Rückblenden lernt man auch diese Seite der Hauptfigur kennen. Der abgefahrene Thilo – was für eine herrliche Figur – ist für den philosophischen Part zuständig, haut Sätze raus wie „ Manchmal wenn ich was suche, dann warte ich, bis es mich findet“ oder „Wenn du nicht du bist, sind wir nicht wir, sondern du und ich“. Und dann ist da ja noch Sven, der mit seinem trockenen Witz, seiner feinen Ironie und seinem Charme jede kritische Situation auflöst, ein Gegengewicht zur unerschrocken, auch gewaltsam agierenden Kleo bildet. Jella Haase, Julius Feldmeier und Dimitrij Schaad wurden bereits für die Staffel 1 überschwenglich gelobt. Und das zurecht. Sie setzen ihre Performance nahtlos fort. Und dann gibt’s ja noch Uwe, punktgenau gespielt von Vincent Redetzki. Eine Figur wie aus einem Tarantino-Streifen, die aussieht wie der Meister selbst: blutrünstig, brutal, grob, empathielos (außer, wenn er sich in Margot Honecker verliebt).

Mag auch der Überraschungseffekt weg sein – so hält doch die zweite Staffel von „Kleo“ das hohe Qualitäts-Level der ersten. Und auch diesmal wieder gehören die dichte Atmospäre und die authentische Ausstattung neben der stimmigen Besetzung zu den Höhepunkten der Serie. Es sind viele Kleinigkeiten, die man erst beim genaueren Hinsehen entdeckt. Allein die Szene im „Stübchen“, dem Treffpunkt derer, die eine andere Form der Wiedervereinigung wollen, ist ein Genuss. Oder die Saunaszene zu den Klängen von „Kalinka“… Wer kein ernsthaftes zeitgeschichtliches Drama erwartet, wer sich weder an der popkulturellen Ironisierung stört noch den überdeutlichen Referenzen (von „Deutschland ’89“ bis „Killing Eve“) – der wird wieder viel Spaß haben an den neuen abgefahrenen Abenteuern dieser Kindfrau-Killerin. Und viele werden auf eine dritte Staffel hoffen. Auch dies spricht deutlich für „Kleos“ Klasse.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Serie & Mehrteiler

Netflix

Mit Jella Haase, Dimitrij Schaad, Julius Feldmeier, Vincent Redetzki, Andrej Kaminsky, Steffi Kühnert, Marta Sroka, Alli Neumann, Anna Stieblich, Robin Gooch

Kamera: Tobias Koppe, Jonathan Ibeka

Szenenbild: Isabel von Forster

Kostüm: Ramona Klinikowski

Schnitt: Felix Rudek, Piet Schmelz, Katja Fischer

Musik: Johnny Klimek

Produktionsfirma: Zeitsprung Pictures

Produktion: Michael Souvignier, Till Derenbach, Jörg Christian Engels

Drehbuch: Hanno Hackfort, Richard Kropf, Bob Konrad, Katharina Brauer

Regie: Isabel Braak, Nina Vukovic

EA: 25.07.2024 10:00 Uhr | Netflix

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach