Kleine Schwester

Maria Simon, Zimmering, Fürmann, Derflinger. Zwei Schwestern und das neue Europa

Foto: ZDF
Foto Rainer Tittelbach

Eine Bundesgrenzschutzbeamtin liebt ihren Job im sächsisch-tschechischen Niemandsland – und ihren Chef. Ihr Leben verläuft in geordneten Bahnen, bis ihre kleine rebellische Halbschwester bei ihr auftaucht und sie schmerzlich daran erinnert, dass sie ostdeutsche Wurzeln hat, denen sie sich stellen muss. Durch die Schleuser-Geschichten am Rande ist “Kleine Schwester” auch ein Film, der die Ausdehnung Europas in Richtung miterzählt. Großartig: Maria Simon und Esther Zimmering. „Mit wenigen Worten, Blicken oder kleinen Gesten werden hier Beziehungen und alltägliche Begegnungen zwischen Menschen ganz genau erfasst. Für Zögern ist hier Platz und für unüberlegte Taten.“ (Der Standard).

Kathrin arbeitet beim Bundesgrenzschutz. Im sächsisch-tschechischen Niemandsland hat sie es vor allem mit Menschenschmugglern und ihren Opfern zu tun. Sie liebt ihre Arbeit, ist ehrgeizig und selbstdiszipliniert, ihren Job in der Provinz sieht sie als Vorbereitung für eine Karriere in der Hauptstadt, wohin sie und ihr “Zukünftiger” sich in Bälde versetzen lassen möchten. Ihr geordnet verlaufendes Leben gerät durcheinander, als ihre 19jährige Halbschwester Romy plötzlich bei ihr auftaucht. Sie ist das genaue Gegenteil von Kathrin. Eine psychisch irrlichternde, rebellische junge Frau, die an falsche Freunde geraten ist. Als die große Schwester erkennt, dass Romy sich im Dunstkreis rechtsradikaler Jugendlicher aufhält, die sich auch als organisierte Schleuser betätigen, greift sie ein. Der schwelende Konflikt zwischen den Schwestern bricht auf – bis eine der beiden blutverschmiert am Boden liegt.

„Der Film vermittelt aufwühlende Einblicke in ein Deutschland, das man nicht kennt, vielleicht auch nicht zu kennen wagt. Ohne großen Aufhebens veranschaulicht ‚Kleine Schwester‘, wie sich rechte Haltungen und Gesinnungen im Alltag einnisten – für einen fiktionalen Stoff ist das eine außerordentliche Leistung.“ (kino.de)

„Klischeefrei seziert das toll gespielte Drama den Fremdenhass im Osten. Packend und beklemmend realistisch“ (TV-Spielfilm)

„Mit wenigen Worten, Blicken oder kleinen Gesten werden hier Beziehungen und alltägliche Begegnungen zwischen Menschen ganz genau erfasst. Aber Beziehungen können sich entwickeln, genauso wie die einzelnen Figuren. Für Zögern ist hier Platz und für unüberlegte Taten.“ (Der Standard)

Kleine SchwesterFoto: ZDF
Die kleine Ossi-Schwester (Esther Zimmering) bringt das Leben von Kathrin und deren Wessi-Freund (Benno Fürmann) durcheinander. Mit dem Effekt: Die Bundesgrenzschutzbeamtin stellt sich ihrer Vergangenheit und ihrer DDR-Herkunft.

“Kleine Schwester” erzählt mehr als ein Schwestern-Drama. Der Fernsehfilm von Sabine Derflinger, der dieses Jahr gegen starke Konkurrenz den begehrten Produzentenpreis in München gewann, ist auch ein Film über Heimat und die Befindlichkeiten der Ostdeutschen. Die zwei Schwestern haben unterschiedliche Biografien. Die von Maria Simon preisverdächtig gespielte BGS-Beamtin war lange in Westdeutschland, ihr Freund und Chef kommt von dort und ihre Ost-Vergangenheit, die sie innerlich ablehnt, hat sie weitgehend verdrängt. Romy (großes Talent: Esther Zimmering) dagegen ist Sächsin durch und durch. Im Gegensatz zu ihr ist Kathrin nirgends verwurzelt. “Sie ist eine Frau, die heimatlos ist”, sagt Maria Simon. Mehr und mehr wird ihr auch klar, dass ihr Leben und ihre Liebe zu Ulf (Benno Fürmann) gar nicht so in Ordnung sind, wie sie immer glaubte. Sie spürt, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen, Herkunft und Geschichte akzeptieren und sich mit der Familie versöhnen muss.

Durch die Schleuser-Geschichte, die Autor Nanouk C. Wilmer und Produzent Christian Granderath unter abenteuerlichen Bedingungen wochenlang vor Ort recherchiert haben, ist “Kleine Schwester” auch einer der wenigen Filme, die die Ausdehnung Europas in Richtung Osten behandeln. Ein Thema, das von Wilmer und der Österreicherin Derflinger ernsthaft und zugleich wunderbar beiläufig angegangen wurde. (Text-Stand: 13.9.2004)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Maria Simon, Esther Zimmering, Benno Fürmann, Uwe Kockisch, Michael Gwisdek, Andre Szymanski

Kamera: Bernhard Pötscher

Schnitt: Dora Vajda

Musik: Ulrich Reuter

Produktionsfirma: Colonia Media

Drehbuch: Nanouk C. Wilmer

Regie: Sabine Derflinger

Quote: 3,47 Mio. Zuschauer (11,2% MA)

EA: 13.09.2004 20:15 Uhr | ZDF

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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach