„Ich bin Tom Moreno und ein guter Liebhaber“, stellt der Hamburger Werbefachmann zu Beginn der Kinokomödie „Kein Sex ist auch keine Lösung“ sich gleich selber vor. An Selbstbewusstsein mit Hang zu maßloser Selbstüberschätzung fehlt es dem Bilderbuch-Macho nicht. Bis Elisa auftauscht – auch sie ein Typus aus dem Bilderbuch: die geborene Karriere-Powerfrau & Toms neue Kollegin. Die Chemie stimmt zwischen den beiden – beruflich wie sexuell. Doch als die rattenscharfe Elisa Toms Lieblingsphrase „3x Sex ist das Maximum, alles danach ist eine Beziehung – und die braucht kein Mensch“ konsequent mit „Drei Mal – danach ist Schluss“ kontert, stürzt das den begehrten Womanizer unverhofft in eine tiefe Sinnkrise. Seine Kumpels können ihm da auch nicht helfen. Und schlimmer noch. Vince verdächtigt Tom, dass er mit seiner Frau geschlafen hat; Luke genießt die Wonnen der Lust ausgerechnet mit Toms Mutter und die asexuelle, ewige beste Kumpelin Paule entdeckt den Vamp in sich. Und was entdeckt Tom in sich? Nichts, was des Erzählens wert wäre.
Soundtrack: Max Mutzke („High On Your Love“), Boy („Little Numbers“), Flo Mega („Die wirklich wahren Dinge“), William Fitzsimmons („Beautiful Girl“ & „If you would come back home“), Michael Weston („Nothing to easy“), Fredrika Stahl („Fast Moving Train“), Minnutes („More to luv“)
Foto: ZDF / Georges Pauly
„Kein Sex ist auch keine Lösung“ leidet unter dem grundlegenden Missverständnis, aus einer Aneinanderreihung leidlich witziger Situationen und Typen würden sich eine Dramaturgie und daraus eine unterhaltsame Geschichte ergeben. Die Häppchen-Struktur mag beim „Roman“ noch angehen: diese macht das Buch von Mia Morgowski zumindest geeignet als Gute-Nacht- oder Strandlektüre – vorausgesetzt, man versteht unter „abschalten“ Gehirn abschalten. Der Film nun ist nicht nur stofflich & intellektuell ein Offenbarungseid, er ist auch dramaturgisch völlig misslungen. Eine Hauptfigur, die als Ich-Erzähler dem Zuschauer seine Freunde und seinen Gedankenwelt vorstellt, ist so ziemlich das Unoriginellste, was man sich als Erzählprinzip in einer Komödie anno 2011/2013 vorstellen kann. Ein Weibchen, das das Klischee „Männer wollen Sex, Frauen Beziehung“ umdreht (natürlich nur vorübergehend): auch das ist ein Muster aus der deutschen Lustspiel-Mottenkiste. Die notgeile Blondine mit Handschellen ist nicht das einzige Indiz für die Verklemmtheit dieser das Wörtchen „Sex“ im Titel führenden Komödie. Und das Liebesbekenntnis des endgültig geläuterten „Samen-in-die-Welt-Streuers“ in aller Öffentlichkeit tut am Ende dieses Films, bei dem außer den Auftritten von Anna Thalbach & Corinna Harfouch sowie der physischen Attraktivität von Stephan Luca & Marleen Lohse nichts positiv in Erinnerung bleibt, regelrecht weh (feelgood ade!).
Diese sogenannte Beziehungskinokomödie besitzt weniger Sinn, Witz und Originalität als eine durchschnittliche Sat-1-Komödie. Ein pointiertes Nichts bleibt ein Nichts. Allein die Inszenierung und die Besetzung übersteigen leicht das gängige TV-Movie-Niveau. Selbst die Gags versanden irgendwo auf der breiten Erzählstrecke (TV: 100 Min. / Kino: 109 bzw. 127 Min.) und die bisweilen (im Roman) recht hübschen Macho-Regeln des Helden gehen unter im nummernhaften Handlungseinerlei. „Kein Sex ist auch keine Lösung“ ist ein Paradebeispiel für in den Sand gesetzte Förderungsgelder (weit über eine Million Euro), für fahrlässig verschwendete öffentlich-rechtliche Fernsehgebühren und für das massenhafte Verheizen namhafter & sich (zumeist vergeblich) abmühender Schauspieler. (Text-Stand: 13.6.2013)