Das ZDF will es wissen. Die Entstaubung des Freitagkrimis geht weiter. Nach „Stolberg“ und „Der Kriminalist“ erscheint ab heute der „KDD – Kriminaldauerdienst“ (Trailer) auf der Bildfläche. Ein Ensemble von sieben Haupt- und mindestens ebenso vielen durchgehenden Nebenfiguren hat man im deutschen TV-Krimi bislang noch nicht gesehen. Dazu Darsteller vom Feinsten, Regisseure der Extraklasse – und nur ein Autor, was ein hohes Maß an Homogenität und Dichte verspricht. „Ich habe bis zum Schluss gezittert, dass das ZDF uns für verrückt erklärt und abspringt“, so Regisseur Matthias Glasner.
Das ZDF hat keine Angst vor der eigenen Courage bekommen. „Eine Serie über das Leben“ wollte das ZDF machen, „über das Leben von sieben Leuten eines Kriminaldauerdienstes, deren Job sie an Grenzen führt – auch psychisch“, so Redakteur Axel Laustroer. Die Beamten machen einen oft frustrierten Job. Sie ermitteln alles, was über ein Verkehrsdelikt hinausgeht, müssen die Fälle dann aber an die zuständigen Dezernate abgeben. „Wir sind die ersten am Tatort. Wir rücken aus, wenn es brennt. Wir müssen improvisieren und verlassen uns nur auf uns selbst, wir legen keine Akten an: Wir löschen Feuer!“, so umschreibt der Chef des KDD Berlin Kreuzberg im Film die Arbeit seines Teams.
Foto: ZDF
Eine Serie über das Leben schließt Klischees nicht aus. Und so begegnen dem Zuschauer gleich in der 90-minütigen Pilotfolge korrupte und egoistische, integere und so richtig nette Polizisten. Der Quoten-Türke darf nicht fehlen, ebenso die Frau, die Frauen liebt, der Bulle mit dem Sozialarbeiter-Tick und die hübsche Neue. Beachtlicher ist da schon das Aufgebot der Namen: Manfred Zapatka, Saskia Vester, Götz Schubert und Barnaby Metschurat verkörpern die „Guten“, Jürgen Vogel, André Hennicke und Christian Redl verleihen der „dunklen“ Seite eindrucksvolle Gesichter. Ausnahmeregisseur Matthias Glasner („Eva Blond“) gibt den ersten Folgen einen für Serienverhältnisse besonderen „Look“. Da macht es wenig, dass der „Tatort“-erfahrene Autor Orkun Ertener, der ein stimmiges Gesamtkonzept erarbeitete, bei den Dialogen zu sehr auf die Tube drückte.
Autor Ertener hat sich sichtlich vom Ensemble-Stil amerikanischer Krimiserien inspirieren lassen. Für ihn steckt dahinter „der Gedanke, dass die Erzählform Serie sich als ‚Roman der Zeit’ betrachten lässt“. Der Reichtum an Figuren und Geschichten sei ein Geschenk an den Zuschauer, betont die Produzentin Kathrin Breininger, die die Serie vier Jahre mitentwickelt hat. „Man kann sich seine Lieblinge aussuchen, seinen Themen und Interessen in den einzelnen Geschichten nachgehen und immer wieder neue Entdeckungen machen, wenn sich allmählich vieles zusammenfügt.“ Doch ist der ZDF-Zuschauer damit nicht überfordert? Orkun Ertener glaubt das nicht: „Der Bedarf an Bügelfernsehen ist ausreichend gedeckt, die Zuschauer haben doch irgendwann im Laufe des Tages ihre Wäsche im Schrank.“ (Text-Stand: 2.2.2007)