Perdita Dylan und ihre ehemalige Kinderfrau Kitty Anson leben seit einigen Jahren gemeinsam in einem historischen Farmhaus am malerischen Hudson Valley, New York. Es ist die perfekte Idylle. Die junge Biofarmerin und die lebenslustige Kitty sind ein gutes Gespann. Doch Ungemach naht. Perditas Ex-Mann Lucas ist aus New York City zurückgekehrt, wohin sich der Gourmet-Koch einst mit einer geschäftstüchtigen Hotelbesitzerin auf der Jagd nach dem ersten Stern abgesetzt hat. Jetzt hat diese ein Nobelhotel am Hudson Valley erstanden. Die Angst vor unverheilten Wunden ist bei Perdita groß – und dann ist da noch dieser seltsame Blondschopf, der ihr schöne Augen macht, obwohl er es auf die Farm abgesehen hat. Vor allem die gesundheitlich angeschlagene Kitty ist hin und weg von jenem Roger Owen.
“Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft” – der Zuschauer braucht diesen Leitsatz nicht, um zu sehen, wer zusammen gehört und wessen Herzen im gleichen Takt schlagen in dem ZDF-Melodram „Glücksboten“. Doch Redundanz ist dem Genre immanent, so wie die 100%ige Verlässlichkeit eines Happy Ends. Dem Koch und der Biofarmerin gehört eindeutig die Zukunft. Felicitas Woll und Tobias Oertel sind auch darstellerisch ein Traumpaar – im Vergleich zu dem, was einem bisweilen als Besetzung in anderen TV-Schmonzetten begegnet. Die Vorlage von Katie Fforde ist dünn wie ein Lore-Roman, die Handlung triefend trivial, die Ingredienzien 1000fach erprobt: Krankheit, Rettung, Intrige, Tod, Erbschaftsstreit, eine Liebe, die niemals rostet, & das kleine Glück, das dem Herzen entspringt statt dem Geschäftserfolg.
„Glücksboten“ bettelt geradezu um den gesenkten Kritiker-Daumen. Für Zuschauer allerdings, die nicht die dramaturgische „Gesamtanmutung“ im Auge haben, sondern die den Sonntagsfilm als lockere Szenenabfolge ohne den geringsten intellektuellen Widerstand verstehen, für die gibt es einige „Momente“, die nach Standbild oder Zeitlupe schreien. Zum Beispiel: wenn sich die Kamera von der Banalität des Erzählten abseilt und wenn sie leidenschaftlich entfesselt ins melodramatische Zitat verfällt und auf spiegelnde Bilderrahmen oder Doppelbetten zufliegt. Auch Metaphern wie die zwei Eier, die in der Pfanne verbrutzeln zu einem Zeitpunkt, als das Begehren groß, aber das gute Ende noch weit ist, gefallen als visuell semantische Accessoires, die origineller sind als jeder Kuss vorm Sonnenuntergang.