Kann denn Liebe Sünde sein?

Stefanie Stappenbeck, Stephan Luca & die Unmöglichkeit, Trieb und Romantic Comedy zu vereinigen

Foto: Sat 1 / Oliver Vaccaro
Foto Rainer Tittelbach

Kann den Geilheit Sünde sein? Im Rahmen einer romantischen Sat-1-Komödie schon. Da merkt man dann doch plötzlich wie altbacken dieses Genre ist. An der Oberfläche funktioniert der Film durchaus: Stappenbeck und Luca als (Jungfrau) Maria und (Erzengel) Gabriel, Erotik und Schönheit gut austariert – da sollte nichts schief gehen. Doch für 90 Minuten reicht der Sympathiebonus nicht. Dafür ist das Drehbuch einfach zu schwach auf der Brust.

Der 17-jährige Laurin fühlt sich gestraft mit seiner Mutter. Maria ist jünger, sie ist attraktiver und sie braucht offenbar sehr viel mehr Sex als alle anderen Frauen in dem katholischen, bayerischen Kaff, in dem die beiden bei Marias Vater wohnen. Wegen der Sexgier seiner Mutter behält diese keinen Job länger als drei Wochen. Laurin will anders werden als seine Mutter. Keuschheit ist für ihn das oberste Gebot. Nach dem Abitur will er das Priesterseminar besuchen. Doch da ist Pelin, die süße, kleine Türkin… „Pfui, Sünde!“, beschließt er – und geht beichten. Doch weil nach dem Infarkt des geliebten Dorfpfarrers der Ersatz, ein Laienpriester aus Ecuador, nicht seinen strengen Maßstäben genügt, plant er, diesen mit seiner notgeilen Mama zu verkuppeln, damit man jenen Gabriel wieder aus Dorf und Kirche jage. Also fegt Maria bald beim Pfarrer – als Haushälterin. Sie schnüffelt an der Unterwäsche, sucht Entspannung gottlob außerhäusig. Und auch Pastor Gabriel bleibt offenbar standhaft. Nur Laurin scheint mehr und mehr von unbekannten Gefühlen übermannt zu werden.

Kann denn Liebe Sünde sein?Foto: Sat 1 / Oliver Vaccaro
Kann denn Liebe Sünde sein? Die Gemeinde hat ihr Urteil gefällt über die Haushälterin im Pfarrhaus. Stefanie Stappenbeck

Startet der Pfarrer im Ort mit Anlaufschwierigkeiten, so dürfte „Kann denn Liebe Sünde sein?“ den geneigten Zuschauer schnell an der Angel haben. Filme, in denen Kids ihren Eltern beim Pubertieren zuschauen, kennt man einige und einige davon wie „Unsere Mutter ist halt anders“ oder „Wie krieg’ ich meine Mutter groß?“ sind äußerst sehenswert. Stephanie Stappenbeck und Stephan Luca als Maria und Gabriel, die Jungfrau und der Erzengel, sind außerdem zwei mit enormer Oberflächenpräsenz. Bei Luca schmelzen Frauen dahin und Stappenbeck sieht für die männlichen Zuschauer nicht weniger „rattenscharf“ aus als Maria für die Männerwelt im Film von Comedy-Spezialistin Sophie Allet-Coche („Der letzte Bulle“).

Doch zur Halbzeit sind der Charme des Hauptdarstellers und die Nächstenliebe seiner Figur, sind Sex-Appeal und Liebreiz der Heldin ausgereizt. Die Handlung trudelt in Richtung Happy-End, nimmt mal Marias vereinsamtem Vater, mal dem verliebten Laurin „Prüfungen“ ab. Eine flüssige Geschichte kann man das alles nicht nennen: da wird wild geplottet, Altbewährtes neu zusammenmixt – auf Herrgott komm raus. Und weil diese Dramaturgie über 90 Minuten nicht funktioniert, drängen unweigerlich storyfremde „Botschaften“ an die Oberfläche. „Geilheit muss mit Romantik therapiert werden“, könnte eine dieser Botschaft heißen. Fazit: Sexualtrieb und Romantic Comedy gehen „irgendwie“ nicht zusammen.

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Stefanie Stappenbeck, Stephan Luca, Emil Reinke, Michael Brandner, Julia Obst, Markus Brandl

Kamera: Felix Poplawsky

Schnitt: Günter Schultens

Musik: Christopher Bremus

Soundtrack: Shakin’ Stevens („You drive me crazy“), Amy Winehouse („Back to black“), Julie London („Why don’t you do right“); zitierte Musiktitel: Live is Life, Am Tag als Conny Kramer starb, You’re my heart you’re my soul, I am what I am, Hallelujah

Produktionsfirma: Magic Flight Film

Drehbuch: Birgit Maiwald

Regie: Sophie Allet-Coche

EA: 20.09.2011 20:15 Uhr | Sat 1

Spenden über:

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