Weil viele in den Sommerferien ihren Führerschein machen wollen, verzichtet Fahrlehrer Hubert auf den gemeinsamen Familienurlaub am Meer. Kein allzu großes Opfer bei drei Kindern im Quengelalter – wären da nicht die kleinen Aufgaben und die pappigen Fertiggerichte, die abends auf ihn warten. Hinzu kommt, dass die Fahrschüler im Juli offenbar besonders schwierige Fälle sind. Da kommt ihm die neue „Nachbarin“ gerade recht. Die bringt ihn zunächst auf andere Gedanken, dann gehörig in die Klemme. Denn sie ist nicht nur jung und attraktiv, sondern auch eigenwillig und ganz schön kess: „Muss sich Ihre Frau Sorgen machen?“, fragt sie, nachdem Hubert auffallend häufig an ihrem Fenster klopft.
Eine Leiter ist auch gleich mehrfach im Spiel in der Sommerkomödie „Juli mit Delfin“ und die Hauptrolle spielt Udo Wachtveitl, der Vorzeige-Bayer des „Tatort“, doch gefensterlt wird nicht und auch sonst bekommt der Film, wenn es einmal – trotz Schauplatz Frankfurt – ein bisschen zu krachledern zugeht, stets die Kurve. Für den glücklich verheirateten Fahrlehrer bedeutet das: Bemühen um Bodenhaftung in jeder Lebenslage – ob im Auto oder auf dem Dach, wo jene reizende Architekturstudentin desöfteren ins Schwanken gerät, oder in ihren Armen. „Casablanca“-like muss er für sie mitdenken. Bei ihr jedenfalls scheint das Denken auszusetzen. Bei ihr tanzen längst die Hormone, auch wenn sie es gut zu verbergen weiß.
„Juli mit Delfin“ ist auf den ersten Blick eine kleine, unterhaltsame Komödie, die man als belanglos abtun könnte. Auf den zweiten Blick ist der Film mehr. Thomas Freundner spielt nicht mit Gefühlen, sondern er zeigt, wie sie entstehen. Damit sagt er mehr über Liebe, Sex und (Un-)Treue aus als die meisten der so genannten „Liebesfilme“, die nur die „romantischen Liebe“ im Auge haben, ein Ideal, das nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun hat. Familienvater Freundner plädiert weder für freie Liebe und Seitensprung, noch geben sich seine Helden verkniffen monogam. Die Moral bleibt auf dem Boden öffentlich-rechtlicher Ordnung. Freudner entwirft eine alltägliche Situation, um den Bedingungen für erotische Anziehung nachzuspüren. Darin ähnelt der Film ein wenig den luftigen Ver(w)irrungen der Gefühle, wie sie Eric Rohmers Filme zeigen. Doch auch Loriot, ein ganz anderer Experte fürs zwischenmenschliche Absurditätenkabinett, wird von Freundner lustvoll zitiert.
Gottlob ist der Grimme-Preisträger bei alldem weit weg vom Ruch der Altmännerphantasie. Aber auch die Palette der „Männer-sind-Schweine“-Klischees wird nur augenzwinkernd ins Feld gezogen. Dass der Film leicht, locker und lakonisch daherkommt und den sozialen Stereotypen keine ernsthafte Chance lässt, liegt nicht nur an der klugen Dramaturgie, sondern auch an Udo Wachtveitl, der sich hier einmal als echter Komödiant zeigen darf. Bemerkenswert auch Nina Kronjäger: eine Stunde hört man sie nur erotisch ins Telefon hauchen, bevor sie ein kurzes, eindrucksvolles Gastspiel gibt. (Text-Stand: 30.7.2008)