„Mein Vater ist schwer krank – ich schau kurz vorbei.“ Ob Johanna Zarrmanns Ausflug nach Afrika so endet, wie es sich die so gut organisierte Deutsche vorgenommen hat?! Zunächst einmal kommt sie zu spät; ihr Vater ist bereits gestorben. Dann erfährt sie, dass er sie nicht im Stich gelassen hat, damals als sie mit ihrem Medizinstudium fertig war und in seiner Klinik durchstarten wollte, sondern dass er von der Medizin der Apparate, der Zahlen und des Geldes nur die Nase voll hatte. Sie findet Briefe, die ihr der Vater geschickt hat – alle von der längst gestorbenen Mutter zurückgeschickt. Eigentlich wollte Johanna sofort wieder zurück nach Deutschland. Dieser Kontinent ist ihr zu wild, sie kriegt ihn nicht in ihr kleines, hübsches Köpfchen, in dem alles so schön aufgeräumt ist. Doch der Buschpilot Thomas Marrach, der beste Freund ihres Vaters, bringt ihr Afrika und die Menschen hier näher. Und clever wie er ist, zwingt er sie „zufällig“ in ihr Schicksal. Die ausgebildete Ärztin, die sich einst für die Verwaltungslaufbahn entschieden hat, erfährt plötzlich, was es heißt: zu helfen!
Mit „Johanna und der Buschpilot“ eröffnet das ZDF seine sonntägliche „Herzkino“-Reihe 2012. Trotz zahlreicher Afrika-Klischees ein würdiger Auftakt. Der vordergründig abwechslungsreiche, allerdings dramaturgisch überraschungsarme Film von Ulli Baumann nach dem routinierten Buch von Timo Berndt versucht nicht, sich welt- oder sozialpolitisch ins Herz Afrikas zu spielen, sondern bekennt sich deutlich zum Melodram (Stammesrituale, Gefühle vor großer Kulisse) und einem universalen Helfersyndrom. Kamera und Schnitt wissen die emotionalen Möglichkeiten Afrikas zu nutzen, und die Musik sagt dem Zuschauer (früh), was er zu fühlen hat. Diesen Job hätte man getrost ganz Julia Brendler und Kai Schumann überlassen können. Die Schauspielerin, die auch noch mit ihren 37 Jahren Schützerinstinkte im Film weckt, kombiniert mit Trotz- & Selbstfindungs-Phasen – das ergibt eine ganze Menge Zwischentöne, mehr als bei vielen anderen „Gesichtern“ ihrer Generation. Und auch Schumann, bekannt geworden als Gynäkologe unseres Vertrauens in „Doctor’s Diary“, überzeugt als trickreicher Buschpilot. Beiden gemeinsam ist ihr Sympathiebonus auf den ersten entscheidenden Blick. Dass in der Kommunikation der beiden Helden dennoch mehr möglich ist, dass auch der Mix aus Melodrama, Abenteuerfilm, Komödie und Romanze nuancierter, pointierter, frecher sein könnte – keine Frage. Ein Anfang jedenfalls ist gemacht.