Schlüsseldienstler Andi steht immer öfters neben sich. Grund: Er kann den Tod sehen. Und schlimmer noch: der Sensenmann ist leibhaftig in sein Leben getreten. Weil er ständig mit diesem aufdringlichen Gefährten handfest diskutieren muss, halten die Menschen ihn für verrückt. Kein Wunder, wenn einer ständig herumzappelt, mit den Armen fuchtelt und mit einem imaginären Ich zu schimpfen scheint. Deshalb sucht Andi Hilfe bei einem Psychiater. Doch plötzlich steht sein neuer Freund neben der Therapeuten-Couch und versichert ihm: „Der ist heute dran“. Kaum gesagt, erliegt der Seelenklempner seiner Nikotinsucht. Dieser, den Tod nun wortwörtlich vor Augen, will noch nicht gehen. Weil der Tod ein gutmütiger Geselle ist, gelingt es dem Psychiater, noch einen Abschiedsbrief an die Frau zu erbetteln. Und weil auch den Gevatter die Psyche quält, erfährt das letzte Stündlein weiteren Aufschub in der Länge einer Gratis-Therapiesitzung. Der Tod kann sich mal so richtig ausheulen. Erhellend ist das auch für Andi, der nun merkt, weshalb der Kerl so eine Klette ist: der Tod ist einsam. Überall erfährt er Ablehnung. Ihm fehlt eine Schulter zum Ausweinen, ein Freund.
Schlüsseldienstler: „Mein Name ist Andi Hartmann – ich kann den Tod sehen.“ Psychiater (abwesend): „Na super, dann nehmen Sie schon mal Platz.“ So muss es sein: eine Sitcom, die gleich zur Sache kommt und – dank Martin Brambach – gleich mit einem Schmunzeln beim Zuschauer beginnt. „Ein Herztod ist kein Beinbruch“, der Pilot zur Hoffentlich-bald-Serie „Jetzt ist Sense“, ist ein komisches Kabinettstückchen, bei dem sich die Hauptfiguren nicht nur wortwörtlich auf die Couch legen und so (dem Zuschauer) gleich beste Einblicke in ihr Seelenleben geben. Die knapp 30 Minuten könnten das Intro sein zu einer Männerfreundschaft zwischen einem etwas schusseligen Sensenmann und einem etwas einfältig wirkenden Handwerker, der quasi als „Sterbebegleiter“ wider Willen bei besonders hartnäckigen Todeskandidaten zur Hand gehen könnte. Beim ersten Fall öffnet Andi dem Gevatter die Haustüre (der Schlüssel liegt unter dem Blumentopf), weil sich der Psychiater, der nicht sterben will, in seiner Villa verschanzt hat. Anders als beispielsweise der ernsthaft-emotionale Fernsehfilm „Und weg bist du“, in dem Christoph Maria Herbsts Tod sich in die Frau verliebt, die er „holen“ soll, setzt „Jetzt ist Sense“ sehr viel stärker auf komische Momente.
Die Ausgangssituation ist absurd. Die Charaktere haben etwas wunderbar Spinnertes. Und die Schauspieler besitzen eine komödiantische Ader, mit der sie das dichte Drehbuch – reich an zwischen Hintersinn & eruptiven Lachern austarierten Dialogen („Ich vermisse manchmal die Zeiten von Pest und Cholera“) – zum Schwingen bringen. Filigran gestaltete Animationen markieren und pointieren die Schnittstellen zwischen den Szenen. Das Tempo dieses Fast-nur-drei-Personen-Stücks ist gut; die Handlung benötigt keine ständigen Schauplatzwechsel, wie man sie aus anderen Sitcoms kennt. Denn das Ganze lebt von der Präsenz der Darsteller, insbesondere vom perfekten komödiantischem Timing von Antoine Monot Jr. und Martin Brambach. Mal Rampen-Sau, mal ganz leise. „Jetzt ist Sense“ könnte eine wunderbare, kleine Schauspieler-Serie werden. Der Tod also steht dem Fernsehen gut – nicht nur im Krimi!