Jana und der Buschpilot – Einsame Entscheidung

Eva-Maria Grein von Friedl & Kai Schumann. Der Himmel über Afrika

Foto: ZDF / Itze Kitshoff
Foto Tilmann P. Gangloff

„Jana und der Buschpilot – Einsame Entscheidung“, das zweite romantische Abenteuer mit Eva-Maria Grein von Friedl und Kai Schumann, verknüpft Unterhaltung mit einem gewissen Anspruch: Weil die Ärztin gegen den Widerstand eines Stammes ein lebensgefährlich erkranktes Mädchen retten will und die Eingeborenen nun auf Rache sinnen, behandelt der Film von Ulli Baumann nach dem Buch von Timo Berndt auch die grundsätzliche Frage, wie sich Europäer in Afrika verhalten sollen. Der Rest besteht aus schönen Bildern.

Schon in der letzten Episode mit Afrikaärztin Jana und ihrem kernigen Buschpiloten, „Streit der Stämme“, spielte die Tradition der Ureinwohner eine dramaturgisch entscheidende Rolle; die Afrikaner selbst wurden allerdings auf Klischees reduziert. Die hintergründige Spannung des Films resultierte aus der aktiven Rolle der Europäer, die nicht tatenlos zuschauen wollten, wie zwei Stämme nach Jahrzehnten des Friedens einen Krieg beginnen. In der Episode „Einsame Entscheidung“ erzählt Drehbuchautor Timo Berndt eine ganz ähnliche Geschichte, wenn auch mit zwei bedeutsamen Unterschieden: Der Zwist findet nun innerhalb eines Stammes statt, weil die Jungen gegen den Häuptling und damit gegen die Tradition aufbegehren. Und da Jana (Eva-Maria Grein von Friedl) ein Mädchen nicht an einem Virus sterben lassen will, gerät ihr Pilot Thomas (Kai Schumann) in Lebensgefahr.

Der Reiz der Reihe liegt im Genremix: Auch die ersten Folgen (damals noch „Johanna und der Buschpilot“ mit Julia Brendler) lebten von der Mischung aus Abenteuer und Romantik. Deshalb haben die Gespräche zwischen Jana und Thomas wie in all diesen Filmen stets einen Subtext: Die ständigen Streitereien sollen kaschieren, wie sehr sie sich zueinander hingezogen fühlen. Grein von Friedl und Schumann spielen das gerade auch als Paar glaubwürdig, zumal sie ihre Dialoge mit der richtigen Dosis Süffisanz vortragen. Der romantische Part funktioniert also, zumal Berndt in dieser Hinsicht nahtlos an den ersten Film anknüpfen kann. Die Ebene Abenteuer muss er dagegen einführen, und auch das klappt: Ein Ethnologe (Michael Brander) hat sich bei einem Stamm mit dem tödlichen Marburg-Virus infiziert. Jana kann ihn zwar retten, aber sie will das Mädchen, bei dem sich der Forscher angesteckt hat, natürlich nicht seinem Schicksal überlassen. Weil die schicksalsgläubigen Jhaskais jede Hilfe ablehnen, entführt sie das Kind kurzerhand, was wiederum die Afrikaner erzürnt, weshalb sie ihrerseits Thomas gefangen nehmen, der nun ihre ganze Wut zu spüren bekommt. Aber auch die Klinik ist in Gefahr: Thomas sollte Ersatzteile für den defekten Generator besorgen. Nun kann kein Wasser mehr aus dem Brunnen gepumpt werden; Patienten & Personal drohen zu verdursten.

Jana und der Buschpilot – Einsame Entscheidung
Der Stamm verweigert zunächst die Hilfe. Jana (Eva Maria Grein von Friedl) pflegt das infizierte Mädchen Eischrha (Zikhona Jekubeni).

„Einsame Entscheidung“ ist kein theoretischer Diskurs geworden, bei dem die handelnden Personen darüber sinnieren, ob sie sich raushalten oder einmischen sollen, zumal sich diese Frage für Jana aufgrund ihres hippokratischen Eides ohnehin nicht stellt; trotzdem ist es Berndt gelungen, die Vorzeichen Abenteuer und Romantik um eine gewisse Relevanz zu ergänzen, auch wenn Ulli Baumanns Umsetzung keinen Zweifel daran lässt, dass der Film für den „Herzkino“-Sendeplatz entstanden ist und in erster Linie unterhalten soll. Das tut er in der Tat, wofür vor allem das Titelgespann sorgt. Schumann sieht hier nicht nur aus wie ein Held aus einem Italo-Western, er wird auch genauso hingebungsvoll verprügelt. Zum Ausgleich darf er seinen unrasierten Charme noch ein bisschen mehr versprühen als im ersten Film.

Der Rest der knapp 90 Minuten besteht vor allem aus Bildern, die wunderschön anzuschauen sind. Der Himmel über Afrika scheint es Baumann und seinem Kameramann Peter Döttling besonders angetan zu haben, denn sie zeigen ihn in allen möglichen Schattierungen. Das mag nicht sonderlich einfallsreich sein, aber die Aufnahmen verfehlen ihre Wirkung nicht, zumal Karim Sebastian Elias sie mit entsprechend großer Musik unterlegt. Ein Wermutstropfen allerdings, und auch das gilt für nahezu alle Filme dieser Art, ist der Umgang mit der Sprache. Als die Stammesmitglieder eingeführt werden, dürfen sie ein paar Sätze in ihrer eigenen Sprache wechseln, dann werden sie synchronisiert. Fortan sprechen alle Beteiligten das gleiche Deutsch, was zu einer bizarren Szene führt, in der Schumann und die Darstellerin der Mutter des erkrankten Mädchens Verständigungsprobleme markieren müssen, obwohl beide aus Sicht des Zuschauers die gleiche Sprache sprechen. Etwas deplatziert wirkt auch das Gebaren des jugendlichen Anführers der Rebellen, der stark an afroamerikanische Ghetto-Kids erinnert. Und dass der Ethnologe Dreck am Stecken hat, ahnt man beim ersten Auftritt Brandners. Auch sonst gibt es ein paar Ungereimtheiten, aber von diesen Einwänden abgesehen ist „Einsame Entscheidung“ gute Unterhaltung mit einem gewissen Anspruch.

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Reihe

ZDF

Mit Eva-Maria Grein von Friedl, Kai Schumann, Ndoni Khanyile, Kevin Otto, Michael Brandner, Julia Richter, Chris April, Ayanda Makayi, Zikhona Jekubeni, Tshamano Sebe

Kamera: Peter Döttling

Szenenbild: Willow Howell

Schnitt: Manuela Kempf

Musik: Karim Sebastian Elias

Produktionsfirma: mecom fiction, Two Oceans Production

Drehbuch: Timo Berndt

Regie: Ulli Baumann

Quote: 4,06 Mio. Zuschauer (11,8% MA)

EA: 20.09.2015 20:15 Uhr | ZDF

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