Jahrelang kannte man ihn bloß als die schrille „Waltraud“ aus dem Kinoknüller „Der bewegte Mann“, dann war er nur noch der Mann, der die „Harry Potter“ Hörbücher liest. Dass Rufus Beck viel mehr drauf hat, darf er mit der neuen Sat-1-Reihe „Inspektor Rolle“ beweisen. Der Berliner Polizist, dem Serientitel zum Trotz Hauptkommissar, ist ein bisschen wie Beck selbst: wandlungsfähig, witzig, unkonventionell. Gemeinsam mit seinen Kollegen Karsten Schmitt (Thorsten Feller) und Orkan Orsey (Aykut Kayacik) bildet Ringo Rolle ein Trio, das auch einem „Tatort“ gut bekommen würde: ein Wessi, ein Ossi und ein Türke.
Auch die Fälle der drei (nach Drehbüchern unter anderem von Dirk Josczok und Jörg Grünler) sind gern ungewöhnlich, schließlich weiß Kriminaldirektorin Elisabeth von Stein (Eleonore Weisgerber), die in ihrer Freizeit Krimis verfasst, die mitunter extravaganten Ermittlungsmethoden gezielt einzusetzen. Im Pilotfilm „Top oder Flop“ fällt der „Unternehmer des Jahres“ einem Attentat zum Opfer, was vor allem Orkan tief betrübt: Er hatte gerade erst mit den Aktien der Firma, die nun natürlich in den Keller rauschen, seine Altersversorgung gesichert. Ebenfalls um Leben kommt eine deutsch-russische Tänzerin. Allerdings stellt Rolle recht bald fest, dass Irina (Eyecatcher Erika Moroszan) ein Doppelleben führte und den erfolgreichen Unternehmer offenbar erpresst hat. Gänzlich unschuldig ist hingegen Irinas gleichfalls tanzende Zwillingsschwester (noch mal Moroszan), in die sich Ringo ein bisschen verliebt. Sie führt ihn auch zu einem Geschäftsfreund des Toten, dem Chef des Unternehmerverbands (wie üblich eine mehr als zwielichtige Rolle für Reiner Schöne).
Neben den recht komplexen Geschichten sorgen die drei Kommissare für frischen Wind in der Krimi-Szene. Die Tatsache, dass Orkan Türke ist, spielt eine große Rolle; andererseits ist er der einzige echte Berliner im Trio. Und Schmitt ist zwar der jüngste im Bunde, aber ein Technik-Freak, dem die Frauen nachschauen. Völlig zu Recht der Titelheld ist jedoch Ringo Rolle, der zwecks „Undercover“-Ermittlungen in jeder Folge in neue Identitäten schlüpft. Außerdem hat auch er dank seines eigenen Charmes einen Schlag bei den Frauen, zumal er Klavier spielen kann; dummerweise hängen die Damen meistens ganz tief im jeweiligen Fall drin. Und dann sind da ja noch Rolles Kinder, die ihm ständig frech die Stirn bieten. Ohnehin gehören die Dialoge zu den Stärken der Reihe, erst Recht, wenn Ringo bei Orkans Familie mit seinen Versuchen, das türkische Rad zu brechen, für große Heiterkeit sorgt.