Sofia strahlt – wie die Sonne vom schwedischen Sommerhimmel. Die junge Frau hat ihren Platz gefunden: ein idyllischer Biohof, den sie mit ihrem Mann Björn und dessen Mutter beackert. Dazu ein Hauch Exotik mit Lamas verschiedenster Art – schließlich die Aussicht auf einen Marktstand und ein eigenes Café. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht die Ablehnung der Dorfbewohner, die Angst vor Konkurrenz haben – und offensichtlich auch vor einer Frau, die die Hosen anhat. Auch die weibliche Bevölkerung von Akelsund mag Sofia nicht besonders. Als eines Nachts ihr Marktstand in Flammen aufgeht, das Café verwüstet wird und die Feuerwehr nicht anrückt, wittert Sofia Sabotage. Dass die Sache mit dem Feuer noch glimpflich ausgeht, hat die Bäuerin Paul Andersson zu verdanken. Der bekannte Opernsänger ist auf der Flucht vor den Ansprüchen seiner Karriere. Zum Dank lädt sie ihn ein, ein paar Tage auf dem Hof zu bleiben. Durch ihn und einen Zeitungsbericht kommt sie auf eine ihrer famosen Ideen: Mit einem Frauenchor will sie einen Gesangswettbewerb gewinnen und damit dessen Preis: einen neuen Feuerwehrwagen. Sie hofft so, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Und dieser Paul ist ja auch so ein sensibler Zuhörer…
„Sie passt einfach nicht zu uns; sie schneidet sich sogar die Haare selbst.“ Auch das Sehnsuchtsland Schweden ist vor einem Zickenkrieg nicht gefeit. Ungleich schlimmer verhalten sich allerdings die Dorfpaschas im 51. Inga-Lindström-Märchen „Feuer unterm Dach“. Da wird schon arg simpel die „feministische“ Solidaritätsmaschinerie angeworfen, um die alten Zöpfe im Dorf abzuschneiden. Dramaturgisch grob geschnitzte Gegensätze, Stadt/Land, Macho/Tussi, angepasst/eigenwillig, Karriere/Selbstfindung, die sich schließlich wie von Geisterhand auflösen, zimmert Autorin Christiane Sadlo nach den Regeln trivialen Kunstgewerbes zu einer bewusst vorhersehbaren Geschichte zusammen. Dabei greift allerdings alles so perfekt ineinander, ist das Wetter so himmlisch, sind die Szenarien so traumhaft – dass das Gefühl, „zu schön, um wahr zu sein“, immer dezent mitschwingt in dieser Geschichte. Das Puppenstubendasein stellt sich geradewegs selbst zur Schau. Die Moral von der Geschicht’, „Männer, lasst die Frauen mal machen“, ist arg moderat und fast so vorgestrig wie das Männerbild, das so mackerhaft daherkommt, dass sich jeder männliche Zuschauer schämen muss. Verhindert wird so ein einigermaßen ernsthafter Geschlechter-Diskurs; die Handlung bewegt sich allein in die Richtung aufs glückliche Ende zu. Schade.
Dass man bei dieser harmlosen Sommergeschichte dennoch sehr viel lieber zuschaut als bei anderen Lindström-Weisen, das liegt vor allem an der Besetzung. Sympathieträger Marie Zielcke hat als Sofia anfangs nicht nur das Lächeln gepachtet. Ob mit Pferdeschwanz, das Haar offen oder als Rosenresli, ob in Latzhose mit viel Beinfreiheit, in knackigen Jeans oder im luftigen Tütü – sie macht eine gute Figur. Und das Wichtigste: man kann, ja man will ihr die Rolle einfach glauben. Auch Mehdi Nebbou bedient zurückhaltend (das gehört zur Rolle) und angenehm das besagte Prinzip des Films: zu schön, um wahr zu sein. Eine Filmstunde brauchen beide, bis sie sich in den Armen liegen – das passende Timing für diese Charaktere. Schön auch, dass kein künstlicher dramaturgischer Kniff das Paar wieder auseinanderreißt, sondern dass die Distanz aus einer ganz alltäglichen Situation (die Ehe Sofias) erwächst. Während die Darsteller der Mini-Rollen blass bleiben, sind auch die tragenden Nebenrollen gut besetzt. Da ist Marie Gruber als anfangs etwas biestige Schwiegermutter, auch eine Frau, die die Hosen anhat. Und Maike Möller-Bornstein, unlängst schon in einer Schwedenhappen-Hauptrolle zu sehen, darf den Wandel im Ort stellvertretend verkörpern. Und am Ende stimmen alle ein ins Hohelied der Natürlichkeit. Der Opernstar „besinnt“ sich im Angesicht des Landlebens. Tschüss Hörsturz, hallo ihr summenden Bienen… (Text-Stand: 6.12.2013)