Inga Lindström – Ein Lied für Solveigh

Deutschmann, Grein von Friedl, Sattmann, Sadlo. Das höchste der Gefühle!

Foto: ZDF / Arvid Uhlig
Foto Rainer Tittelbach

„Ein Lied für Solveigh“ ist ein Highlight der „Inga-Lindström“-Reihe. Der Film von Martin Gies lässt sich Zeit für das Ersehnte. Ausgehend von der Lebenskrise eines Künstlers erzählt er mit Bullerbü-Charme und zugleich großer Sensibilität von einer Annäherung. Für die Gefühle werden sichtbare Entsprechungen gesucht. Das Schauspiel ist für Romantik-Verhältnisse überdurchschnittlich – der dramaturgische Umgang mit der Liebe ebenso.

Anders Allström, ein bekannter Komponist und Pianist, steckt in einer tiefen Lebenskrise. Bei einem Unfall hat er seine zehnjährige Tochter verloren. Seine Ehe ging daran bereits kaputt, seine Karriere steht vor dem selbst gewählten Aus. Eine Fahrt ins Blaue endet im Städtchen Lillekron. In einem idyllischen Häuschen am See kommt er bei dem verwitweten Hobby-Imker Gösta unter. Die beiden Männer freunden sich an. Gösta ist der Onkel von Magnus, einem aufstrebenden Banker, der in Stockholm Karriere machen will. Seine Freundin, die Erzieherin Livia, ist davon gar nicht begeistert. Seit Jahren hilft sie Gösta bei seiner Bienenzucht und das Kinderhaus im Ort ist ihre Herzenssache. Dass Magnus seinen Onkel bittet, für ein Bauprojekt sein Grundstück zu verkaufen, und dieser auch noch einwilligt, kann Livia nicht verstehen. Sie ist ziemlich durch den Wind. Und dann auch noch dieser seltsame Fremde, der so schweigsam und abweisend sein kann und dann wieder so freundlich! Wer er ist, weiß sie nicht. Sie weiß nur, dass sein Wesen sie tief berührt.

Inga Lindström – Ein Lied für SolveighFoto: ZDF / Arvid Uhlig
In diesem ZDF-Sonntagsfilm vermittelt sich vieles über die Bilder! Und dann sind sich der Musiker und die Erzieherin auf einmal ganz nah. Heikko Deutschmann & Eva-Maria Grein von Friedl

Im Rahmen der „Inga-Lindström“-Reihe ist „Ein Lied für Solveigh“ das höchste der Gefühle. Der Film lässt sich Zeit für das Ersehnte. Die Handlung ist reduziert, das Interaktionsnetz konzentriert sich auf vier Personen, die Ausgangssituation ist hoch emotional und durchaus für den Zuschauer nachvollziehbar. Die Besetzung ist mit Heikko Deutschmann und Peter Sattmann überdurchschnittlich und Eva-Maria Grein von Friedl verfügt über die Frische und die Gesichtsausdrücke, die dieser Film als Kontrast zur Nachdenklichkeit der Kerle benötigt. Den Rest an emotionaler Aufbauarbeit leistet das ländliche Schweden-Ambiente, das rotbraune Holzhaus mit dem Bullerbü-Charme, der hoch romantische See mit den schwärmenden Bienen, dazu Kinder, ein Hund, ein Boot – die von Christiane Sadlo gesetzten Ingredienzien stimmen, auch die genreüblichen Missverständnisse, die das Happy End verzögern, sind in dieser Geschichte nicht Dramaturgie bestimmend, sondern Atmosphäre stiftend.

„Ein Lied für Solveigh“ hält sich an den Grundsatz „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“. Die Liebesgeschichte entwickelt sich im Angesicht der Natur und der tiefen Traurigkeit der Hauptfigur. Für die Gefühle werden sichtbare Entsprechungen gesucht. Von Szene zu Szene kommen sich der Musiker und die Erzieherin näher. Dann eine Berührung, die erwidert wird. Die Kamera rückt ganz nah ran – bis sich der Mann dann doch entfernt. Kein Wort, nur Gesten. Der Zuschauer kennt das Genre, weiß über die Geschichte mehr als die eine oder andere Figur und dennoch entsteht weder irgendwann ein schales Gefühl noch Langeweile in dem von Gero Lasnig gut fotografierten Film von Martin Gies. Die Krönung ist der dramaturgische Umgang mit der Liebe. Da wird nicht die eine gegen die andere Beziehung ausgetauscht, da steckt hinter dem Bekenntnis zum Partner mehr als eine Genre-Konvention. Zuerst kommen die Wurzeln, der Lebensplan, der Idealismus, dann findet sich die Liebe.

 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

ZDF

Mit Heikko Deutschmann, Eva-Maria Grein von Friedl, Peter Sattmann, Normann Kalle, Sabrina White, Anne Werner

Kamera: Gero Lasnig

Szenenbild: Dieter Bächle

Schnitt: Bettina Staudinger

Produktionsfirma: Bavaria Fernsehproduktion

Drehbuch: Christiane Sadlo

Regie: Martin Gies

EA: 21.10.2012 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach