Die Frage, was Sven Meibach (Bert Tischendorf) eigentlich möchte, ist als Ausgangspunkt eines Unterhaltungsfilms keineswegs ohne Reiz. Als wir Sven kennen lernen, ist er glücklich verheiratet, bewohnt ein schwedisches Traumhäuschen, arbeitet selbstständig und zufrieden als Möbeltischler. Für die Handwerkerlaufbahn hat er, sehr zum Unwillen seiner ehrgeizigen und prestigesüchtigen Mutter (Alexandra von Schwerin), seinerzeit das Jurastudium aufgegeben. Dann aber erleidet er einen Unfall, trägt eine schwere Kopfverletzung davon und kann sich an die letzten Jahre nicht mehr erinnern. Seine Frau Julia (Jördis Richter) ist ihm völlig fremd, im eigenen Haus und Betrieb findet er sich nicht zurecht.
Plötzlich ist er wieder auf dem Wissens- und Befindlichkeitsstand jener Lebensphase, in der er Julia noch nicht begegnet war. Er rasselt die auswendig gelernten Paragrafen nur so herunter, geht lieber golfen als tischlern und trifft, eine Machenschaft der Mutter, auf seine ehemalige Freundin und Studienkollegin Kristine (Finja Martens), die Juristin geworden ist, in der Kanzlei seiner Mutter arbeitet und in ihm eine Vertrautheit weckt, die er seiner Frau Julia nicht mehr entgegenbringen kann. Nun zeigt sich aber, dass Svens wiederentdeckte Vorlieben eigentlich auf Manipulationen seiner Mutter – ehrgeizig! – zurückgehen, die er erst durch die Zuneigung zu Julia überwandt. Welcher Lebensentwurf also ist der richtige für diesen Sven? Eloquente Auftritte vor Gericht, Aktenstudium, juristische Fachliteratur? Oder solides Handwerk, der Geruch von Holz, die Freude am selbstgefertigten Produkt?
Foto: ZDF / Marco Meenen
Da hat Christiane Sadlo, die Autorin hinter dem Pseudonym Inga Lindström, durchaus eine interessante Exposition ausgeheckt und zudem mit einer moralischen Frage verknüpft: Svens Vater (Götz Schubert) fährt, als er während einer Autofahrt vom Unfall seines Sohnes erfährt, eine Radlerin an und begeht unter dem Eindruck der schlechten Nachricht Fahrerflucht. Später plagen ihn Gewissensbisse. Aber gerade zu diesem Zeitpunkt wird über seine Berufung an das oberste Gericht befunden. Der Höhepunkt seiner Karriere, der durch eine Selbstanzeige selbstredend gefährdet wäre. Wie würden Sie entscheiden?
Song: Tanita Tikaram („Something New“)
Entsprechend setzt sich die Erzählung fort. Eine Reihe so erwart- wie vermeidbarer Missverständnisse verzögert das Happy End, kann es aber nicht verhindern – Svens Rückentwicklung zum arroganten Schnösel lässt sich gerade noch verhindern. Die Suche nach dem individuell besten Lebensentwurf, die moralische Frage, ob ein, wenn auch absichtslos, schuldig gewordener Jurist ein hohes Richteramt bekleiden darf, werden mal eben so im Vorübergehen abgehandelt und zum Ende hin überstürzt und wohlgefällig aufgelöst… Zum Nachdenken reizt bei dieser filmischen Nichtigkeit nur eines: Warum reden hier alle deutsch, halten sich aber bei schriftlichen Mitteilungen an die schwedische Sprache?