Ich liebe eine Hure

Uwe Bohm, Alexandra Kamp, Ernst Josef Lauscher. Vom Edelpuff zum Gartenzwergidyll

Foto: Sat 1
Foto Rainer Tittelbach

„Pretty Woman“ lässt romantisch grüßen! Ein Kleinstadt-Banker verliebt sich in eine Edelprostituierte, holt sie raus aus dem Bordell – doch dann werden beide mit der kleinbürgerlichen Doppelmoral in der deutschen Provinz konfrontiert. „Ich liebe eine Hure“ (1998) ist ein Sat-1-Melodram, das aus Klischees gebastelt ist, dessen Grundkonflikt aber durch Uwe Bohms überzeugendes Spiel durchaus emotional nachvollziehbar wird.

„Pretty Woman“ war das Märchen vom Aschenputtel, das auf den Strich geht, zur Dame wird und das Herz eines coolen Zeitgeist-Prinzen für sich gewinnt. Bei Sat 1, wo die Autoren immer häufiger Hollywood-Klassiker auf Pantoffelkino-Format stutzen, drehte man die moderne „My Fair Lady“-Mär für das TV-Movie „Ich liebe eine Hure“ von Ernst Josef Lauscher einfach um. Das Autoren(ehe)paar Eva und Horst Kummeth machte den Mann zum Liebesbedürftigen und ließ ihn gegen Bordellmauern und Provinz-Windmühlen anrennen.

Eine Kleinstadt, irgendwo in Deutschland. Zwischen Couchgarnitur und Gartenzwergidyll lebt der alleinerziehende Banker Martin Korte ein zurückgezogenes Leben. Bis ihn ein Freund eines Abends ins örtliche Edelbordell einlädt. Hier lernt er die Prostituierte Lissy Seibold kennen. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick. „Du tust mir gut“, sagt er. Er meint es ernst – und er meint es nicht nur sexuell. Bald träumt der Geschiedene den Traum vom Glück zu zweit. Lissy macht sich da weniger Illusionen. Sie muss noch über 40.000 Mark an ihre Chefin abstottern. Selbst wenn Martin sie freikaufen würde – in einer Kleinstadt wird geredet, und seine Aufstiegschancen in der Bank würden nicht gerade steigen. Doch er lässt nicht locker.

Vom Drehbuch war Hauptdarsteller Uwe Bohm (36) zunächst nicht so begeistert. Dafür klappte es offenbar beim Dreh umso besser. Mit Alexandra Kamp (24), zur Zeit auch in der Sat-1-Serie „Fieber – Heiße Zeit für junge Ärzte“ zu sehen, verstand er sich auf Anhieb. Das sei wichtig gewesen für einen Film, der ja im ersten Teil nicht arm ist an freizügigen erotischen Szenen. Im neuen „Max“ plaudern beide über ihre verschworene Gemeinschaft – gegen das Drehbuch, zum Wohle des Films. „Da hatten wir anderthalb Seiten Text mit genauesten Anweisungen, aber nichts stimmte“, so Bohm. Also habe man mit Regisseur Ernst Josef Lauscher („Balko“) beschlossen: „Das sagen wir klarer, mit Gesten und Blicken.“ Beabsichtigt war, eine möglichst hohe Intensität der Liebesgeschichte zu erzielen.

Aber auch der Schauplatz dieses als Melodram angelegten TV-Movies, die Kleinstadt (gedreht in Spandau & Potsdam), spielte eine nicht unwesentliche Rolle in der Geschichte vom Banker und der Hure. Bohm: „Als Lissy ihren Job aus Liebe hinschmeißt, kommt der Druck plötzlich von allen Seiten: von den sogenannten Spießern, die alle auf ihr drauf waren.“ Kleinbürgerliche Doppelmoral ist die Triebkraft der zweiten Hälfte des Films, in dem sich alle, selbst Freunde und Martins Eltern, von dem Paar lossagen. Doch Martin will es wissen: „Wer uns nicht akzeptieren will, der soll es lassen!“ Für mehr Toleranz plädiert auch Kamp. Für ihre Rolle hat sie im Milieu recherchiert und mit Prostituierten gesprochen: „Die Frauen gehen ganz normal ihrer Arbeit nach, putzen ihre Wohnung, drapieren ihre Kuscheltiere.“ (Text-Stand: 1998)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Uwe Bohm, Alexandra Kamp, Maren Schumacher, Ronja Muth, René Steinke, Gertrud Roll, Achim Wolff

Kamera: Wolf Siegelmann

Szenenbild: Detlef Provvedi

Schnitt: Dirk Grau

Musik: Arnold Fritzsch

Produktionsfirma: ndF

Drehbuch: Eva Kummeth, Horst Kummeth

Regie: Ernst Josef Lauscher

EA: 17.11.1998 20:15 Uhr | Sat 1

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