Ein Satz, eine ärztlicher Befund und nichts ist mehr, wie es war. Die lang ersehnte Reise nach New York, das ausgelassene Spielen mit der kleinen Nichte, die zärtliche Umarmung des Freundes, selbst dessen abendliches “Hallo, wie war der Tag?” – alles, wirklich alles im Leben der jungen Ärztin in dem Sat-1-Movie “Ich liebe das Leben” erhält von einem auf den nächsten Moment eine andere Bedeutung. Denn die Heldin erfährt, dass sie HIV-positiv ist.
Zunächst sucht Kathrin den schwarzen Peter bei ihrem Freund. Ein alter Seitensprung wird ausgegraben. Doch Fehlanzeige – Daniels Test ist negativ. Sie selbst war ihrem Freund treu. Bleibt also nur die Möglichkeit einer Infizierung bei ihrer Arbeit. Der Klinikchef blockt ab, unterstellt ihr ein verantwortungsloses Sexualleben, verweist auf die Angaben im Schnittbuch und gibt ihr Hausverbot. Das bringt Kathrin mehr auf die Palme als die Infektion selbst. Sie, die integre Medizinerin, will ihre Ehre wiederhergestellt wissen. Notfalls will sie die Klinik verklagen. Ein Anwalt ist bereit, mit ihr den Weg durch die Instanzen zu gehen. Aber Kathrin will nicht nur Gerechtigkeit, sie will auch wieder arbeiten. Im AIDS-Lebehaus bekommt sie nach zahllosen Absagen eine Chance. Keine Chance indes hat ihre Liebe.
Eine Frau zwischen Überlebenskampf, Wut, emotionaler und beruflicher Neuorientierung. Eine ideale Rolle für Anneke Kim Sarnau, die von der Tochter einer krebskranken Frau über eine zu Tode gemobbte Polizistin bis zur Analphabetin alles spielt, was die Problempalette hergibt. Ihre Kathrin kämpft nicht im Angesicht des Todes, “sondern es ging eher darum, einen Menschen darzustellen, der sehr rational ist und plötzlich in eine totale emotionale Krise stolpert”, so Sarnau. “Sie merkt, dass der Kopf allein nicht mehr reicht, sondern der Bauch auch ein Wörtchen mitzureden hat.” Ein Mensch also mit einer Entwicklung. Genau das, was Sarnau liebt zu spielen. Ausnahmsweise hat sie es mal bei Sat 1 gefunden.
“Ich liebe das Leben” ist ein grundsolider und hoch emotionaler Themenfilm, konsequent vom Bewusstseinsstand seiner Heldin her erzählt. Mit Roman Knizka und Jan Josef Liefers hat Regisseurin Anna Justice der Hauptdarstellerin zwei sympathische und charismatische Stichwortgeber an die Seite gestellt. Die 100%ige Lösungsdramaturgie mag zunächst ein wenig süßlich schmecken, sorgt aber nicht nur für ein zuschauerfreundliches Ende, sondern ist nach dem Verlauf der Biographie der jungen Ärztin auch ein stimmiger Schlussakkord.