Ich gehöre dir / In Liebe vereint

TV-Liebesdrama nach Gottfried Kellers Novelle “Romeo und Julia auf dem Dorfe”

Foto: MDR / ORF / Robert Polster
Foto Rainer Tittelbach

Zwei Bauernkinder lieben sich seit Jahren, doch die verfeindeten Eltern machen den beiden einen Strich durch die romantische Rechnung. Das deutsch-österreichische bäurische TV-Drama will nicht das große Schicksalsstück sein, sondern erzählt eine kleine, wahrhaftige Geschichte. Holger Barthel hält sich eher an die literarische Tonlage. Wenig Action, kaum Sound-Gesülze, eine schlichte Inszenierung und vier überzeugende Hauptdarsteller.

Zwei Bauernkinder lieben sich, doch die verfeindeten Eltern machen den beiden einen Strich durch die romantische Rechnung. Dem, was Romeo und Julia in Padua ertragen mussten, stand das, was mehr als 250 Jahre später die jugendlichen Leidensgenossen in Gottfried Kellers “Romeo und Julia auf dem Dorfe” auszuhalten hatten, in nichts nach. Doch ging es bei Shakespeare vor allem um das tragische Moment der unerfüllten Liebe, betonte der Schweizer Realist die sozialen Umstände, die die Liebe unmöglich machten. Das bäurische TV-Drama “Ich gehöre dir”, das nicht das große Schicksalsstück sein will, sondern nur eine kleine, wahrhaftige Geschichte, lehnt sich an Kellers auf einem realen Vorfall beruhende Novelle an.

Am Anfang ist Friede. Die beiden Väter trinken aus demselben Krug. Zwei wohlhabende Bauern, die nichts einzuwenden haben gegen die Liebe ihrer Kinder. Das ändert sich, als ein Streit um ein Stück Land ausbricht. Der eskaliert zu einem handfesten Nachbarschaftskrieg, den keiner gewinnen kann. Und so beginnt für beide Familien ein rascher sozialer Abstieg. Vom stattlichen Hof zur Kaschemme, vom Familienglück ins Irrenhaus. Die, die am wenigsten dafür können, Vreni und Sali, erwischt es nicht weniger schlimm. Immer wieder treffen sie sich heimlich, die beiden Bauernkinder, die zueinander nicht kommen können.

“Ich gehöre dir” ergeht sich in einer vorgestrigen, aber nicht unrealistischen Lobpreisung der Liebe. Der Film erzählt eine Geschichte um Engstirnigkeit, Hass und Besitzgier. Die Natur bekommt erste Schrammen, und das dörfliche Leben wird von Großmannssucht und klerikaler Heuchelei bestimmt. Liebe erscheint da als Gegenwelt, die nicht lebbar ist für jemanden, der auch mit der Gesellschaft im Einklang sein möchte. Was bleibt also den Liebenden, wenn sie sich nicht dem fahrenden Volk anschließen wollen?! Eigentlich ist das der Stoff, aus dem Kintopp-Melodramen gemacht werden. Doch Holger Barthel hält sich an die literarische Tonlage. Wenig Action, kaum Sound-Gesülze, eine schlichte Inszenierung ohne Ausrufezeichen und vier überzeugende Hauptdarsteller. (Text-Stand: 21.7.2004)

Ich gehöre dir / In Liebe vereintFoto: MDR / ORF / Robert Polster
Angenehm altmodische Lobpreisung der ersten Liebe. Die Erwachsenen mögen’s gern deftig. Armin Rohde

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Fernsehfilm

MDR, ORF

Mit Franziska Weisz, Achim Schelhas, Armin Rohde, Wolfram Berger

Kamera: Peter von Haller

Schnitt: Evi Romen

Musik: Peter Janda

Produktionsfirma: Cult Film

Drehbuch: Gabriele Kister, Holger Barthel

Regie: Holger Barthel

EA: 21.07.2004 20:15 Uhr | ARD

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