Am Anfang stand das amerikanische Knast-Projekt „Welpen hinter Gittern“: ein Programm für Schwerverbrecher, die über die Ausbildung von Begleit- und Blindenhunden lernen, Verantwortung zu übernehmen und Gemeinschaftssinn einzuüben. Dieses Projekt stellte Jan Hinrik Drevs in seiner preisgekrönten Serie „Dogsworld“ (2001) vor. Ein starkes Stück: zu sehen, wie Gewaltverbrechern Tränen der Rührung in die Augen schießen. Ein Stoff, bestens geeignet auch für einen Spielfilm – und so machte sich Drevs mit rund 20 Schauspielern und ebenso vielen Hunden auf in die Haftanstalt Bützow in Mecklenburg-Vorpommern und drehte dort einen ganzen Monat, parallel zum laufenden Betrieb in dem Hochsicherheitsgefängnis.
Was vor zwei Jahren „Underdogs“ hieß, geht nun in der ARD-Reihe „Debüt im Ersten“ unter dem Titel „Hundeleben“ an den Start. Sieben auserwählte Knastbrüder auf dem Weg zu Liebe und Läuterung – nur einer braucht eine Sondereinladung für sein Glück: Mosk, verschlossen, abweisend, gewalttätig, stemmt lieber Gewichte in der Knast-Muckibude, als mit „Hund“, wie er sein Welpenbaby einfallslos nennt, Gassi zu gehen. Es dauert Monate. Erst nachdem Mosk seinen tierischen Zellengenossen fast vergiftet hat, kommt es zum Gesinnungswandel. Jetzt will er den Willen des Hundes nicht mehr brechen, jetzt will er sein Vertrauen…Wenn Hunde Verbrecherherzen brechen. Man weiß, auf diese Kern-Idee läuft alles hinaus, man weiß, da werden Gefühle ins Spiel kommen. Und doch schafft es der Film, es mit dem Emotionalen nicht zu übertreiben und nicht zu vergessen, dass sich die Figuren im Knast befinden.
Foto: NDR / Georges Pauly
Während die Herrchen des Nebenpersonals gelegentlich komische Züge tragen, spielt Thomas Sarbacher sein Muskelpaket mit trockenem Charisma als Einzelkämpfer, der außer „Grappa“, wie er seinen Hund nach der Läuterung nennt, keinen an sich ran lässt. Dieser kantige Charakter, bei dem man spürt, dass er sich nicht verbiegen lassen will (auch nicht von der Dramaturgie), in Verbindung mit einem lockeren Realismus ist es, was trotz überschaubarer Handlung das Interesse wach hält an einem Film, der den Zuschauer mit einer angenehmen Stimmung entlässt und doch weit vom gängigen Wohlfühlfilm entfernt ist.