Als Immobilienmakler befindet sich Tom auf der Überholspur. Nicht zuletzt wegen seiner Wirkung auf Frauen. Um einen Investor für ein Großprojekt ins Boot zu holen, verbindet er mal wieder das Angenehme mit dem Nützlichen in Gestalt einer sehr, sehr blonden Assistentin. Mit der Anwältin der Bürgerinitiative, die sich gegen jenes Bauprojekt wehrt, das für Tom den Karrieresprung bedeutet, hat er indes ein nicht so leichtes Spiel. Doch mit dem Hund seines geliebten Onkels und dem Einschleimen bei der Tochter der scheinbar unbezähmbaren Weltverbessererin glaubt er ans Ziel seiner beruflichen Träume zu kommen. Das Dumme ist nur: Tom ist hinter der Fassade des Lügners und Betrügers ein guter Kerl.
„Hunde haben kurze Beine“ ist kein Weihnachtsfilm und doch kommt er dem Zuschauer schwer moralisch wie viele der Fernsehfilme im Monat Dezember. Ein erfolgshungriger, sexsüchtiger Yuppie auf dem Weg, wieder Mensch zu werden. Helfend zur Seite stehen ihm sein lebensklug-chaotischer Onkel, ein Gör, das dem Verdrängungskünstler sehr direkte Fragen stellt und ein Bulldoggenmischling, der ebenso hässlich wie drollig daherwatschelt. Das kann natürlich nur gut (aus)gehen. Noch dazu, wenn Womanizer Tim Bergmann den Schwerenöter im Büßergewand gibt.
Es ist vor allem Marie-Lou Sellem zu verdanken, dass der Film von Josh Broecker nicht in den Komödienklischees ertrinkt. Ihre Figur, eine allein erziehende moderne Mutter mit Durchblick und Grundsätzen, aber auch die Art, diesen Charakter lebensnah, mit Mut zu leisen Tönen zu spielen, geben der Komödie realistische Bodenhaftung. Da lässt sich dann Bergmann nicht lange bitten und gibt in den Schlussminuten den Geläuterten, indem er einen noch feuchteren Blick aufsetzt als Hoss, der Hund mit dem Cowboytuch.
In „Hunde haben kurze Beine“ geht es weniger darum, wer wen kriegt am Ende, sondern wer welches Leben lebt. Das Happy-End ist Form(at)sache. Trotz allem bietet der Film nach dem routinierten Drehbuch von Sven Böttcher auch allerlei komische Situationen. Wenn der Bürohengst dem sabbernden Bello sein Leid klagt oder versucht, ein ernsthaftes „Gespräch“ mit ihm zu führen – da schmunzelt nicht nur der Hundefreund. Der Held vertraut sich einem Hund an. Das ist komisch und tragisch zugleich. Regisseur Broecker bezeichnet denn auch seinen Film als „eine Komödie, die in der Mitte eine unvorhergesehene Wendung in Richtung Tragödie nimmt, ohne sich dabei untreu zu werden“.