Hunde haben kurze Beine

Tim Bergmann & Marie-Lou Sellem in einer Läuterungsmär mit Happyend-Garantie

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Foto Rainer Tittelbach

„Hunde haben kurze Beine“ ist kein Weihnachtsfilm und doch kommt er einem schwer moralisch wie viele Fernsehfilme im Monat Dezember. Ein sexsüchtiger Yuppie auf dem Weg, wieder Mensch zu werden. Ein Kind, eine Bulldogge und eine Anwältin helfen dabei.

Als Immobilienmakler befindet sich Tom auf der Überholspur. Nicht zuletzt wegen seiner Wirkung auf Frauen. Um einen Investor für ein Großprojekt ins Boot zu holen, verbindet er mal wieder das Angenehme mit dem Nützlichen in Gestalt einer sehr, sehr blonden Assistentin. Mit der Anwältin der Bürgerinitiative, die sich gegen jenes Bauprojekt wehrt, das für Tom den Karrieresprung bedeutet, hat er indes ein nicht so leichtes Spiel. Doch mit dem Hund seines geliebten Onkels und dem Einschleimen bei der Tochter der scheinbar unbezähmbaren Weltverbessererin glaubt er ans Ziel seiner beruflichen Träume zu kommen. Das Dumme ist nur: Tom ist hinter der Fassade des Lügners und Betrügers ein guter Kerl.

„Hunde haben kurze Beine“ ist kein Weihnachtsfilm und doch kommt er dem Zuschauer schwer moralisch wie viele der Fernsehfilme im Monat Dezember. Ein erfolgshungriger, sexsüchtiger Yuppie auf dem Weg, wieder Mensch zu werden. Helfend zur Seite stehen ihm sein lebensklug-chaotischer Onkel, ein Gör, das dem Verdrängungskünstler sehr direkte Fragen stellt und ein Bulldoggenmischling, der ebenso hässlich wie drollig daherwatschelt. Das kann natürlich nur gut (aus)gehen. Noch dazu, wenn Womanizer Tim Bergmann den Schwerenöter im Büßergewand gibt.

Es ist vor allem Marie-Lou Sellem zu verdanken, dass der Film von Josh Broecker nicht in den Komödienklischees ertrinkt. Ihre Figur, eine allein erziehende moderne Mutter mit Durchblick und Grundsätzen, aber auch die Art, diesen Charakter lebensnah, mit Mut zu leisen Tönen zu spielen, geben der Komödie realistische Bodenhaftung. Da lässt sich dann Bergmann nicht lange bitten und gibt in den Schlussminuten den Geläuterten, indem er einen noch feuchteren Blick aufsetzt als Hoss, der Hund mit dem Cowboytuch.

In „Hunde haben kurze Beine“ geht es weniger darum, wer wen kriegt am Ende, sondern wer welches Leben lebt. Das Happy-End ist Form(at)sache. Trotz allem bietet der Film nach dem routinierten Drehbuch von Sven Böttcher auch allerlei komische Situationen. Wenn der Bürohengst dem sabbernden Bello sein Leid klagt oder versucht, ein ernsthaftes „Gespräch“ mit ihm zu führen – da schmunzelt nicht nur der Hundefreund. Der Held vertraut sich einem Hund an. Das ist komisch und tragisch zugleich. Regisseur Broecker bezeichnet denn auch seinen Film als „eine Komödie, die in der Mitte eine unvorhergesehene Wendung in Richtung Tragödie nimmt, ohne sich dabei untreu zu werden“.

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Tim Bergmann, Marie-Lou Sellem, Dietrich Mattausch, Philipp Sonntag, Eva Habermann, Anne-Luise Tietz

Kamera: Eckhard Jansen

Schnitt: Andreas Althoff

Musik: Dieter Schleip

Produktionsfirma: Hofmann & Voges

Drehbuch: Sven Böttcher

Regie: Josh Broecker

Quote: 5,21 Mio. Zuschauer (15,5% MA)

EA: 11.12.2006 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

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