Holger sacht nix, er stöhnt nur. Der Landwirt a.D. ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Weil seine Tochter einst ihre Bauernhochzeit abgeblasen hat, musste er seinen Hof verkaufen, ausgerechnet an jenen von seiner Olga sitzen gelassenen Nico. Der hat nur gekauft, um an die Gemeinde gewinnbringend weiterzuverkaufen. Bio-Häuser statt Bauernhof! Noch weiß Holger nichts von dem abgekarteten Spiel – da steht plötzlich die verlorene Tochter finanziell abgebrannt und mit Sohn Theo auf der Matte des Reihenhauses der Eltern. Die Oma freut sich, quasselt Olga die Ohren voll und Holger – der sacht nach wie vor nix, verzieht sich auf den Dachboden und stiehlt sich immer wieder in die Scheune seines ehemaligen Hofes. „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, singt Connie Francis und die Familie bricht weiter auseinander. Oma Lilo versucht zu kitten, doch dann ist Holger weg und ein „General“ fegt durchs Haus.
„Wo sind denn all die Leute?“, will Sohn Theo wissen. „Das hab’ ich mich auch immer gefragt“, sagt Mutter Olga. Die sitzen hinter den Vorhängen oder im Gasthaus, tratschen, lästern, stänkern. „Holger sacht nix“ ist eine hübsch ausgedachte Landkomödie, die die Rituale des dörflichen Lebens auf überspitzte Weise in das familiäre Beziehungschaos einbindet. Trocken die Sprache, pointiert die Dialoge, skurril das gereifte Ehepaar. Kommunikation ist alles. Wenn der eine plappert, hält der andere den Mund oder umgekehrt. Das ist nicht weltbewegend, dennoch bewegt diese kleine Welt mit den kleinen Leuten nicht wenig. Holger, der zunehmend mehr sacht, diese Rolle ist wie geschrieben für Tilo Prückner, Lilo, die zunehmend weniger sacht, ist die ideale Rolle für Carmen-Maja Antoni, und Julia-Maria Köhler fungiert als erfrischender Jungbrunnen mit putzigem Lächeln, passend zu der mitunter putzigen Handlung. Regie führte Thomas Durchschlag, der nach seinem eindrucksvollen Kinofilm „Allein“ Serien wie „Der Landarzt“ drehen musste. Diese Geschichte mit seinen Schlagern und Spießern, der Bauern-Romantik und augenzwinkernden Tresen-Glückseligkeit zielt aufs Gestern. In einem Dialog allerdings streift Drehbuchautorin Katja Kittendorf sehr trefflich den Zeitgeist: „Ich will nicht zu Papa müssen“, jammert Olgas Sohn Theo. „Er hat zwei neue Kinder, die sind voll blöd – und Papa wählt FDP.“ (Text-Stand: 2.10.2011)