Hölle im Kopf

Psychothriller: Claudia Michelsen und Heino Ferch in Horror-Szenen einer Ehe

Foto: ZDF / Annegrit Plehn
Foto Rainer Tittelbach

Szenen einer Ehe. Szenen eines sich ausbreitenden Wahnsinns. Anfangs ist alles noch vergleichsweise harmlos. Ein Ehemann hat Schlafprobleme. Nach einem ersten Aussetzer ist er seinen Job los. Jetzt nimmt das Unheil seinen Lauf. Immer öfters verliert Hoffmann die Kontrolle. Der Feind im eigenen Bett? Suggestiv, manipulativ, aber höchst spannend!

„Er ist noch hier. Er will mich umbringen.“ Eine Frau fummelt aufgeregt mit Blut verschmiertem Finger an den Tasten eines Videorekorders herum. Wenig später sieht man, wie die Frau einem Mann, der offenbar Kommissar ist, das Überwachungsvideo der letzten Nacht vorspielt. Zu sehen ist ein Mann, der wie wild auf einen Schatten einschlägt. Die Frau zittert noch immer vor Entsetzen. Wer Besetzung und Rollenverteilung des Thrillers „Hölle im Kopf“ liest, Heino Ferch und Claudia Michelsen als Marc und Sarah Hoffmann, der wird sich folgenden Reim machen: eine Frau wurde offenbar in den eigenen vier Wänden vom eigenen Mann in Mordabsicht bedroht. Doch warum? Wo ist der Mann? Woher kommt das Blut?

Nach dem spannungsschürenden Intro springt die Handlung drei Monate zurück. Szenen einer Ehe. Szenen eines sich ausbreitenden Wahnsinns. Anfangs ist alles noch vergleichsweise harmlos. Der Architekt Marc Hoffmann hat Schlafprobleme. Nach einem ersten Aussetzer ist er seinen Job los. Jetzt nimmt das Unheil seinen Lauf. Immer öfters verliert Hoffmann die Kontrolle. Mal rennt er beinah in ein Auto, mal hat er Halluzinationen, mal schlägt er seine Frau Sarah. Die hält es nicht mehr aus. Sie schickt ihn zum Psychiater. Doch auch dessen kleine Helfer verschlimmern seine Alpträume eher noch. Bald bildet er sich ein, von seinem toten Vater verfolgt zu werden. Orange Drohbriefe flattern ins Haus. „Du musst die Schlampe töten, Sohnemann“, heißt es im letzten der Briefe. Hoffmann überkommt die Angst, dass auch er – wie einst offensichtlich sein Vater – seine Frau töten könnte.

Hölle im KopfFoto: ZDF / Annegrit Plehn
Hoffmann (Heino Ferch) hat Angst, zum Mörder zu werden. Ein Psychiater (Florian Martens) versucht, ihn mit Hypnose zu heilen.

Was als Ehetragödie beginnt, wächst sich aus zum klassischen Psychothriller. Die Bedrohung wohnt im gleichen Haus, liegt nachts neben einem. „Wie sehr kann ich einem anderen Menschen tatsächlich vertrauen?“ Dieses Urproblem menschlicher Kommunikation war für Autor Holger Joos einer der Ausgangspunkte. Weiterhin beschäftigte ihn die Frage: „Wie wirklich ist das, was ich mit eigenen Augen sehe – oder zumindest glaube zu sehen?“ Joos macht bei seinem Drehbuch Dinge, die selbst ein Manipulator wie Hitchcock niemals zugelassen hätte. Er führt den Zuschauer an der Nase herum. Wie gelackmeiert sich der Zuschauer am Ende auch fühlt – „Hölle im Kopf“ ist unglaublich spannend. Bis zum bitteren Ende. Ganz auf den wahnsinnigen Konflikt konzentriert, reduziert auf die Hölle im Hause Hoffmann, das architektonisch passend in Bauhaus-Strenge erstrahlt, wird auch von Regisseur Grieser und den Schauspielern kein Zeichen zu viel gegeben. Spannung durch Minimalismus – für einen Thriller nicht das Schlechteste. (Text-Stand: 28.2.2005)

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ZDF

Mit Claudia Michelsen, Heino Ferch, Michael Gwisdek, Johanna Christine Gehlen, Florian Martens, Hannelore Hoger

Kamera: Achim Poulheim

Schnitt: Esther Weinert

Musik: Robert Schulte-Hemming

Produktionsfirma: Provobis

Drehbuch: Holger Joos

Regie: Johannes Grieser

Quote: 4,07 Mio. Zuschauer (11,6% MA)

EA: 28.02.2005 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach