„Höhere Gewalt“ von Lars Henning Jung (larshenningjung.com) ist ein harter Brocken, kein Jugendfilm für sensible Gemüter. An einem gemeinsamen Wochenende kommt eine Clique ein letztes Mal zusammen, um einige persönliche Dinge zu klären. „Wenn wir richtig nachgedacht hätten, dann wären wir gar nicht mehr rausgefahren“, erinnert sich zu Beginn der Erzähler. Es werden keine Stunden der Wehmut. Die vergangenen Jugendjahre werden nicht romantisch verklärt, sondern als ein ewiger Machtkampf beschrieben, der an diesem Wochenende sein blutiges Finale erfährt. Dichte Dramaturgie, spannungsintensive gruppendynamische Prozesse, eine klaustrophobische Enge durch eine Kamera, die an den Figuren klebt, und ein bestechendes Schauspieler-Sextett (besonders überzeugend: Vinzenz Kiefer und Alice Dwyer) machen „Höhere Gewalt“ zu einem echten „Aufreger“.
Konsequent der Einsatz der drastischen Sprache: „Sie ist der Mittler auf dem Weg zu den tätlichen Angriffen: nur durch die fortschreitende Verrohung, durch die Respektlosigkeit im Umgang miteinander, fällt es so leicht, auch physische Gewalt anzuwenden“, betont Regisseur Jung. „So ein Loch hat immer ne Zeitschaltuhr“, hetzt der Obermacker der Gruppe offenbar nur so zum Spaß den schwächsten Jungen auf das schwächste Mädchen. Manipulation, Vergewaltigung, Meuchelmord – so überzogen diese Motive erscheinen mögen, der Film, der fast ausschließlich in einem abgelegenen Landhaus spielt, besitzt eine erschreckende innere Logik und entwickelt einen magischen Sog. „Höhere Gewalt“ ist ein Film, der den Voyeurismus beim Zuschauer hervorkitzelt und sich somit eignet, menschliches (Rezeptions-)Verhalten über das Psychodrama der Handlung hinaus zu reflektieren.