Frührentner Anton Franzen ist seit dem Tod seiner Frau ein echter Stinkstiefel, der seine Unzufriedenheit an seinen Mitmenschen auslässt. Als ihn an seinem 60. Geburtstag ein Herzinfarkt ereilt, muss er ins Krankenhaus. Für ihn ist es das Schlimmste, was ihm passieren kann, denn er hasst Ärzte und er hasst diese pseudo-aufgehübschten Gesundheitszentren, die für ihn nichts anderes sind als „Orte des Grauens“. Damit das auch ja so bleibt, gibt sich Franzen als Ober-Ekel. Dann macht sein Herz ihm wieder Beschwerden. Doch dieses Mal kann ihm kein Kardiologe helfen. Franzen ist verliebt, verliebt in Stationsschwester Mirjana. Doch auf sie hat es auch Franzens behandelnder Arzt abgesehen.
Schön, dass wenigstens der lungenkrebskranke Türke Kemal in der ZDF-Komödie „Heute keine Entlassung“ von Ercan Durmaz gespielt wird. Denn das ist keine Selbstverständlichkeit. „Was die deutschen Schauspieler im Ausland können, das können sie doch im eigenen Land erst recht!“ – denken sich offenbar die Redakteure hierzulande. Und so spielt Mariele Millowitsch in dem Film von Schnell- und Allesdreher Thomas Nennstiel die Kroatin Mirjana. Sie ist nicht das Problem. Sie macht ihre Sache sogar gut und ist der einzige Lichtblick in dieser Komödie der weit aufgerissenen Augen und der vor sich her getragenen guten Absicht. Das Problem ist das, was sich dahinter verbirgt: dem Film fehlt es an Authentizität, an Herz, an Seele, an all dem, was Millowitschs Figur verkörpert. Komödienmacher in Deutschland denken, eine Komödie dürfe alles, da käme es auf Stil, Stimmigkeit und Wahrhaftigkeit nicht an. Hauptsache bunt, Hauptsache „turbulent“!
Foto: ZDF / Stefan Erhard
Im Übrigen hatten wir doch erst im ZDF so einen früh verrenteten „Stinkstiefel“ im Programm. Der roch schon weniger streng als erhofft, aber diese neuerliche Ekel-Läuterungs-Liebesgeschichte ist nur kindisches Grimassen-Theater, bei dem man das Kritiker-Klischee von den Schauspielern, die einem leid tun können, mal wieder bemühen muss. Es gibt die Karriere- und die Herzensmenschen und eine desorientierte Hauptfigur, die früh erkennt, wo sie hingehört. Die Dramaturgie ist so aufregend wie ein Tag im Krankenhaus. Und da dieser Anton Franzen nicht viel hergibt, muss seine Verliebtheit mit Neben-Plots vom geselligen Türken & knuffigen Schoko-Fresser aufgepeppt werden. (Text-Stand: 14.12.2009)