Herztöne

Jennifer Ulrich, Pasquale Aleardi, Andrea Sawatzki. Gefühl & Witz: nie weichgespült

Foto: Sat 1 / Christiane Pausch
Foto Rainer Tittelbach

Einem One-Night-Stand mit einem Reeder auf Royalty-Kurs folgt eine kleine Erpressung und eine große Exklusivstory. „Herztöne“ folgt den Spuren einer klassischen Romantic Comedy – und ist doch viel mehr: Der Film setzt auf ein liebenswertes Paar, hat einen sexy-Rhythmus, einen stimmungsvollen Soundtrack, ist mit Überraschungen und hübschen Details gespickt und Sawatzki darf mal wieder der Hexe Zucker geben. Witzige Dialoge, gutes Timing und die Suche nach ästhetischen Bild-Ideen machen das Sat-1-Movie zum Komödien-Highlight. Nicht nur ein Film für Komödien-Liebhaber, sondern auch eine Komödie für Filmliebhaber.

Zuerst ein Kuss, dann ein One-Night-Stand, schließlich eine Exklusivstory. Lissie, jahrelang nur die Assistentin der Chefredakteurin, scheint es endlich geschafft zu haben – mit jenem Killerinstinkt, den ihr beim Promi-Klatschmagazin „Gossip“ keiner zugetraut hat. Anfangs war es einfach nur Glück, dass dieser charmante Paul, der ihr bei einer Party über den Weg lief und mit dem sie die Nacht verbrachte, der Verlobte der dänischen Prinzessin und Thronfolgerin Silvia ist. Das öffnet ihr die Tür zum dänischen Königshaus – vielleicht aber auch zum Herzen des Alleinerben einer Hamburger Reederei. Lissie scheint den Mann, der mit dieser Geldheirat das Familienunternehmen retten möchte, zu verachten – nach außen hin jedenfalls. Paul dagegen scheint die Interviewtermine mehr und mehr zu genießen. Als Lissie plötzlich ganz andere Herztöne bei sich vernimmt, wird dieses Gefühlsding immer komplizierter. Und dann soll sie für eine Royalty-Story auch noch nach Kopenhagen reisen…

HerztöneFoto: Sat 1 / Christiane Pausch
Na also, die Kleine hat ja doch einen Killerinstinkt! Andrea Sawatzki & Jennifer Ulrich in „Herztöne“ (Sat 1, 2013)

Der Charme der Sat-1-Komödie „Herztöne“ von Sven Bohse nach dem Buch von Birgit Maiwald lässt sich nicht aus der Story erschließen: Diese folgt den Spuren einer klassischen Romantic Comedy mit den häufig verwendeten Motiven Bewährung, Sex, Untreue, Hochzeit, Schwangerschaft, Liebe. Aber wirft man einem Krimi vor, dass er auf Mord, Betrug oder die immergleichen Ermittlungstechniken setzt? Ähnlich wie die liebenswerte Heldin trotzig sagt, „Ich bin kein One-Night-Stand“, so kann man von „Herztöne“ mit Fug und Recht behaupten: „Dieses TV-Movie ist nicht die übliche Sat-1-RomCom“. Der Film setzt auf ein wunderbares Paar, besitzt eine handvoll sympathischer bis schräger Nebenfiguren, er fließt sexy mit zwar erwartbaren Wendungen dahin, ist aber zugleich mit kleinen Überraschungen und hübschen Details gespickt, die dem Ganzen einen dramaturgisch perfekten Unterboden geben. Da heuert die geerdete Heldin zwischenzeitlich beim Tiermagazin „Hund & Katz“ an, da erscheint der Bräutigam im King-Kong-Kostüm zur Hochzeit und auch das Happy End gibt sich pelzig.

Pasquale Aleardi hat das Zeug zum deutschen TV-Cary-Grant. Jennifer Ulrich ist die Karoline Herfurth der 2010er Jahre und Andrea Sawatzki als schrille Chefredakteurin darf einmal mehr der Hexe Zucker geben. Sie hat witzige Dialoge („Ein nervöser Magen erhält die Figur“) und ihr Mienenspiel ist grell und doch perfekt akzentuiert. Mirjam Weichselbraun, wahrlich keine schauspielerische Leuchte, ist ideal besetzt als dänische Prinzessin und Mira Bartuschek ist eine „beste Freundin“ mit Format. Das Wichtigste aber: „Herztöne“ meistert den Spagat des Genres, das romantische Urgefühl mit dem anarchischen Prinzip der Komödie zu verbinden. So wird am Ende selbst ein an Alzheimer erkrankter Sidekick zu einem Argument für statt gegen diesen Film, ein Film, der weder die (Gefühle der) Figuren verrät, noch alles nur weich spült. Kamera und Regie nehmen die Vorlagen von Drehbuch und Spiel auf und geben sie passgenau an den Zuschauer weiter. „Herztöne“ steckt voller kleiner und doch großartiger Bild-Ideen, ist mit sehr viel Liebe fürs Visuelle, fürs scheinbar Nebensächliche, gemacht. Ebenso sorgfältig ist der Soundtrack mit den Stimmungslagen der Figuren verwoben; das Sounddesign ist (zeitgemäß!) komödiantisch akzentuiert. Nicht nur ein Film für Komödien-Liebhaber, sondern auch eine Komödie für Filmliebhaber. (Text-Stand: 30.1.2013)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

Sat 1

Mit Jennifer Ulrich, Pasquale Aleardi, Andrea Sawatzki, Mirjam Weichselbraun, Mira Bartuschek, Trystan Pütter, Peter Prager, Heike Jonka, Christian Näthe

Kamera: Henner Besuch

Schnitt: Ronny Mattas

Musik: Jessica de Rooji

Soundtrack: LaRoux, Adele, Them, U2

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Birgit Maiwald – nach dem Roman von Katja Kessler

Regie: Sven Bohse

Quote: 2,37 Mio. Zuschauer (7,4% MA)

EA: 26.02.2013 20:15 Uhr | Sat 1

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach