Der Journalistin Hella Fischer kann niemand etwas vormachen. Ihre eifersüchtige Tochter weiß wohl, warum sie ihrem neuen Freund ausgerechnet die Frau Mama als Spionin in den Urlaub hinterher schickt. Doch muss es ausgerechnet ein Reiterhof sein! Denn so sehr die Journalistin auch im Leben steht, so steht sie doch neben sich, sobald irgendein Vierbeiner ihren Weg keuzt. Bei einem Ausritt mit einem Einspänner kommt es auch prompt gleich zu einem Unfall – für die Reiter-hofbesitzerin mit tödlichen Folgen. Hella Fischer trifft nur ein Schlag am Kopf, wenig später schlägt es dafür wie ein Blitz in ihr Herz ein. Ein im Wald lebender Naturbursche entpuppt sich als charmanter, kultivierter Pferdeliebhaber und Frauenflüsterer. So tritt die delikate Mission mehr und mehr in den Hintergrund, zumal Hellas Spürnase bald Wichtigeres zu tun bekommt: Zunächst dieser tragische Unglücksfall, dann verschwindet ein Testament. Irgendetwas stimmt nicht auf diesem Reiterhof.
Ein bisschen Gefühl, ein bisschen Spannung und Christiane Hörbiger als Frau für alle Fälle – so hat man sich das bei der Degeto offensichtlich gedacht. „Hengstparade“ kann zudem mit zwei erfahrenen Autoren aufwarten. Gaby Hauptmann schrieb den gleichnamigen Roman und, nachdem bereits fünf ihrer Bücher erfolgreich verfilmt wurden, zum ersten Mal auch am Drehbuch mit. Sie war vor allem für die Liebesromanze zuständig. Diese kleinen Momente des Glücks, die Blicke und Gesten zwischen Christiane Hörbiger und Michael Mendl, sind denn auch die nachhaltigsten Momente im Film, weil sie keine falsche Rücksicht nehmen auf das Alter der Liebenden. Für die Auslotung der kriminellen Energien der Figuren holte Hauptmann „Bienzle“-Erfinder Felix Huby mit ins Boot. „Er ist ein hervorragender Krimiautor“, so Hauptmann, „wir haben uns wunderbar ergänzt.“ Mag sein. Doch für jüngere Zuschauer ist diese „Hengstparade“ reichlich fad und bieder und kommt nicht in die Hufe
Foto: Degeto / Marco Orlando Pichler
Hätten sich die Autoren für eine flottere Gangart entschieden und nicht diesen unentschiedenen Trab zwischen Boulevardkomödie, Romanze und lahmem Krimifall auf der Bühne eines Reiterhofs gewählt, wäre mehr möglich gewesen als der 999. Beitrag zur öffentlich-rechtlichen Süßstoff-Offensive. So müssen es erwartungsgemäß mal wieder die Schauspieler richten. Neben Hörbiger und Mendl sind Eva Herzig und Michael Roll dabei als das „junge“ Paar. Siemen Rühaak und Bernd Herzsprung müssen ihren Rollen-Klischees Zucker geben. Wenigstens sind Katja Studt und Irene Clarin („Pfarrerin Lenau“) zwei Gesichter, die man nicht alle Tage im ARD-Freitagsfilm sieht. (Text-Stand: 14.10.2005)