Drei Freundinnen um die 50. Drei Frauen, die spüren, dass sich noch einmal etwas ändern sollten in ihrem Leben. Da ist Anne, sie ist Ärztin, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Handchirurgie. Als sich ihr Noch-Ehemann einen blutjungen „Hungerhaken“ ins Haus holt, will sie ihm mit einem „Mann für gewisse Stunden“ eine Lektion erteilen. Dumm nur, dass sie dabei ihren Blick fürs Reelle völlig aus den Augen verliert und sich in den sehr viel jüngeren Liebes-Profi verliebt. Charlotte, oben herum etwas füllig geworden, will mit neuer Figur zu neuen Ufern. Dass der Weckruf einer Krebs-Diagnose dazu führt, dass sie ihr Leben noch ein bisschen grundsätzlicher überdenkt – auch gut. Schließlich ist da noch Fiona: Sie hat drei Ehemänner verschlissen, ist drei Mal reich geschieden und scheint immer noch nicht zu wissen, wie „Beziehung“ funktioniert. Sie rennt immer noch der Jugend und den Männern hinterher. Drei Frauen, die schonungslos die Bilanz ihres bisherigen Lebens ziehen.
Die eine ist hinter ihrem Beruf verschwunden. Eine andere hinter ihrer Familie. Die Dritte ist hinter ihrem Spiegelbild verschwunden. Fiona ist die am meisten Verlorene der drei Frauen. „Sie hat die Projektion von sich selbst geliebt und nicht sich selbst, und ihr Weg ist es, über die narzisstische Phantasie hinaus ins echte Leben zu gelangen“, betont Autorin Silke Zertz. Für sie ist es eine unerträgliche Vorstellung, für die Männer bald vielleicht nicht mehr attraktiv zu sein. Die Angst vor dem erotischen Abseits kommt auch bei Anne auf. Sie ist wütend, es kränkt sie, dass ihr Mann sie wegen einer halb so alten Frau verlassen hat. Gerade sie, die immer alles im Griff hat, die Chefin, der Kontrollfreak – und jetzt das! Und dann auch noch die Sache mit dem Callboy. Wird man denn nie erwachsen?! Und Charlotte? Kinder sagen zu ihr „Omi“. Aus ihren „Äpfeln“ wurden „Pampelmusen“ und aus denen nach dem dritten Kind „Kürbisse“ – und jetzt hat sie auch noch einen Tumor in der Brust. Das Leben hält noch immer Überraschungen der unterschiedlichsten Art bereit – auch in den Wechseljahren. Lernfähig sind die drei Freundinnen. Erst mal durchs größte Chaos gehen – aber dann! „Die Fähigkeit, sich aus jeder beliebigen Lebenslage wieder aufzurichten und dabei den Humor nicht zu verlieren, macht die Kraft der Figuren aus“, betont Produzentin Heike Wiehle-Timm.
Wie schon für ihr Drehbuch zur ewigen Männer-Frauen-Geschichte „Der Mann auf dem Baum“ hat Silke Zertz ihren Zettelkasten zum Thema „die Geschlechter & der Zeitgeist“ ausgeleert. Dieses Mal allerdings hat sie die Zettelchen sortiert unter frauenspezifischen Fragestellungen. Anders als bei dem dramaturgisch etwas unausgereiften Liefers-Vehikel gelingt es ihr in „Halbe Hundert“, aus den Thesen und Trends annäherungsweise eine Geschichte zu basteln. Geradezu eine Wohltat ist der Verzicht auf den genretypischen, oftmals nervenden Ich-Erzähler, der in deutschen Komödien immer wieder das mangelnde dramaturgische Vermögen der Autoren kaschieren muss. Nicht so stringent wie ein übliches Fernsehfilm eher gebaut wie ein Song: lyrisch, ausschnitthaft, sprunghaft wie die drei Frauen.
Dass hier nicht nur Schlagworte ins Spiel gebracht werden, sondern in den Adern der typisierten Stellvertreterinnen des schönen Geschlechts in den kritischen Jahren auch Blut fließt, ist dem Top-Damen-Trio zu verdanken, allen voran Martina Gedeck, in deren Gesichtsausdrücken sich oft Tieferes zu spiegeln scheint, als das Buch der Fígur zugesteht. Aber auch „Gefühlsregisseur“ Tiefenbacher genügt es nicht, der weiblichen Zielgruppe ein selbstironisches Komödien-Diskürschen zu präsentieren. Ein bisschen Empathie muss schon rein in diesen Film vom flüchtigen Abenteuer Leben, das irgendwie immer in Bewegung ist – auch noch mit 50. Entsprechend unstet die Kamera von Klaus Merkel und ganz schön schnittig Dora Vajdas Montage. So frech, grell und zotig wie Doris Dörries „Klimawechsel“ ist diese WDR-Produktion nicht. „Halbe Hundert“ ist dennoch eine gelungene Konsens-Komödie, bei der die Dramaturgie dem weiblichen Zuschauer (und dessen Hormonspiegel) ein Schnippchen schlägt. Inwiefern? Das sei noch nicht verraten. (Text-Stand: 8.3.2012)