Hafen der Düfte

Ferres, Wong, Knaup, Hongkong, ein Kunstraub und ein Hauch von „Casablanca“

Foto: Degeto / Thomas Kost
Foto Tilmann P. Gangloff

Veronica Ferres als deutsche Kunstexpertin, die eine von der Bank des Gatten finanzierte Ausstellung leiten soll, aber plötzlich ohne ihre Prunkstücke dasteht. Auf der Suche nach den wertvollen historischen Kunstgegenständen bahnt sich eine Romanze an zwischen der Deutschen und einem Hongkongchinesen. Handwerklich routiniert, überraschungsarme Story, gute Schauwerte. Eine Enttäuschung ist Ferres: ihre Blicke gehen mal wieder ins Leere.

„Hafen der Düfte oder die letzten Tage von Hongkong“ heißt die Romanvorlage zu diesem Film. Der Titelzusatz verdeutlicht, dass es in Harold Nebenzals 1995 erschienenem Buch um mehr geht als bloß den Raub eines Kunstschatzes, auf den Drehbuchautor Philip LaZebnik die Geschichte weitgehend reduziert. Der Reiz des Romans liegt in der Schilderung der Übergangsphase: 1997 ist die ehemalige britische Kronkolonie an China zurückgefallen. Der britische Chefinspektor, der den Diebstahl aufklären soll, ist also eine Art Roman-Relikt, denn LaZebnik hat die Handlung in die Gegenwart übertragen. Das Personal hat er rigoros zusammengestrichen, so dass am Ende neben der Suche nach den wertvollen historischen Kunstgegenständen im Wesentlichen eine Romanze bleibt: Victoria Philips (Veronica Ferres), im Roman eine vom Leben etwas unterforderte Dame aus Neuengland, im Film deutsche Kunstexpertin und Ehefrau eines Bankers (Herbert Knaup), soll eine von der Bank des Gatten finanzierte Ausstellung leiten. Zwei Wochen vor deren Eröffnung werden ausgerechnet die Prunkstücke gestohlen. Nun steht nicht nur das Prestige der Bank auf dem Spiel: Die Ausstellung soll eine Phase der engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit einläuten.

Gerade bei der behaupteten Bedeutung der Ausstellung knirscht LaZebniks Konstruktion ziemlich. Vordergründig mag das alles plausibel klingen, aber wenn man die entsprechenden Dialogzeilen hinterfragt, kommt die Adaption kräftig ins Schwimmen. Die Filmversion ist allerdings ohnehin bloß Vorwand für eine westöstliche Romanze, denn Veronica erliegt alsbald den Verführungskünsten des Hongkongchinesen Edward Lim. Der Playboy hat gute Kontakte zur Unterwelt und soll ihr helfen, die Sammlung wiederzubeschaffen. Russell Wong verkörpert den eleganten Verführer mit grauen Schläfen, durchtrainiertem Körper und hingebungsvollen Blick als verlockende Versuchung. Victoria bleibt allerdings zunächst standhaft; bis sie ihren Mann in Edwards Club mit einer Prostituierten sieht.

Hafen der DüfteFoto: Degeto / Thomas Kost
Was der untreue Ehemann kann, das kann die werte Gattin auch. Veronica Ferres und Russell Wong in „Hafen der Düfte“

„Hafen der Düfte“ ist eine TeamWorx-Produktion (jetzt UFA Fiction). Hauptdarstellerin Veronica Ferres hat den romantischen Krimi mit ihrer Firma Construction Film koproduziert, was Regisseur Peter Gersina („Danni Lowinski“) womöglich zu einer allzu unterwürfigen Haltung veranlasst hat. Im Großen und Ganzen ist das Werk solide und routiniert inszeniert, aber ausgerechnet die Hauptdarstellerin fällt aus dem Rahmen: weil ihre Blicke ins Leere nicht tiefsinnig wirken, sondern bloß leer; und weil man in den wichtigen emotionalen Momenten das Spiel spürt und nicht die Verkörperung. Davon abgesehen hält „Hafen der Düfte“ alles, was man sich von solchen Filmen verspricht. Gersina und Kameramann Jan Fehse nutzen den exotischen Schauplatz weidlich aus und probieren einige ausgefallene Kamerafahrten. Die glitzernde Skyline und das Gewimmel in den Gassen sorgen für einen Hauch von Sinnlichkeit. Matthew Marsh setzt als Chefinspektor amüsante Akzente, zumal er den ehemaligen Kronkolonisten als eine Art Verbeugung vor dem französischen Offizier Renault (Claude Rains) in „Casablanca“ anlegt. Die Parallele ist nicht aus der Luft gegriffen, auch der raffinierte Clubbesitzer Edward Lim darf durchaus als Hommage an Humphrey Bogarts Rick durchgehen; und einmal erklingt sogar „As Time Goes By“. Einen Minuspunkt gibt es allerdings für die Komparsen, die als Schergen eines Unterweltbosses verpflichtet wurden: Dank ihrer Vierschrötigkeit steht ihnen der Halunke quasi ins Gesicht geschrieben.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Veronica Ferres, Russell Wong, Herbert Knaup, Matthew Marsh, Courtney Wu, Craig Fong, Bernie Chan, Annamaria Ahrens, Jerry Hoh, Lim Yu Beng, Chew Kin Wah, Steven Shorthose

Kamera: Jan Fehse

Ausstattung: Josef Sanktjohanser

Schnitt: Knut Hake

Musik: Dirk Leupolz

Produktionsfirma: TeamWorx, Ufa Fiction

Drehbuch: Philip LaZebnik

Regie: Peter Gersina

Quote: 4,49 Mio. Zuschauer (15,2% MA)

EA: 07.12.2013 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

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