Was macht der Chef in der Handtasche seiner Assistentin? Präziser gefragt: Wie kommt er in die Handtasche? Schuld ist jener Zoohändler, der Ina einen Fisch mit augenscheinlich magischen Kräften verkauft hat. Schuld ist aber auch jener Alex Kaiser selbst. Wer sich so selbstgefällig aufspielt, wer seine Mitarbeiter so klein macht – der hat es nicht anders verdient. Am Morgen nach ihrer Entlassung will sich Ina eigentlich nur bei ihrem neuen Chef entschuldigen, denn die allein erziehende Mutter braucht den Job in der angeschlagenen Spielwarenfirma. Der Top-Manager wurde vorübergehend angeheuert, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen und um die Chinesen als Partner zu gewinnen. Die stehen in fünf Tagen bei „Spiel Feldt“ auf der Matte. Doch wie in so kurzer Zeit den neuen Spielzeugprototyp Jack Stinger zur Präsentationsreife bringen mit einem Chef in der Größe eines Zuckerstreuers? Klar, Ina muss ran – als Sprachrohr ihres Vorgesetzten, aber auch als kreative Beraterin und als „Vermieterin“: denn Herr Kaiser zieht ein in das Puppenhaus ihrer Tochter.
Foto: Sat 1 / Laura Schleicher
„Jetzt machen Sie sich doch nicht kleiner, als ich es bin.“ Zum Winzling geschrumpft, ist der Chef plötzlich angetan von Ina Hoffmann – und allen ihren Vorzügen. „Nackt sehen Sie noch besser aus als angezogen“, erkennt der Womanizer fachmännisch. Egal wie, aber so langsam steigt das Selbstbewusstsein der liebreizenden Heldin in der Sat-1-Schrumpfungskomödie „Großer Mann ganz klein“. Hier wird die Zeitgeist-Metapher von der Frau, die den Mann in die Tasche steckt, unterhaltsam in Handlung umgesetzt. Das Spiel mit groß und klein, mit Selbstvertrauen und Selbstzweifeln, mit männlichem und weiblichem Prinzip (hart/weich, egoistisch/altruistisch, Kampf/Kommunikation) ist durchsichtig wie das Tüllkleid, in das der männliche Held schlüpfen muss. Aber das altbekannte Muster der Romantic Comedy wird hier variiert mit einer Vielzahl an drolligen Szenen, bei denen Reminiszenzen an Urphantasien und Kindheitsträume unverkennbar sind. Da wird das Meerschweinchen plötzlich zur akuten Lebensgefahr, da tut sich ein schwindelerregender Abgrund am Rand der Tischplatte auf, da kuschelt sich der gerade noch so arrogante Chef im pinken Plüschbettchen oder gibt den Waschbrettbauch-Miniatur-Adonis, nur ein Taschentuch um die Hüften geschlungen.
Dass dieser Kinderquatsch mit Erkenntnisgarantie (nur wer das Gegenüber wahrnimmt und respektiert, hat es verdient in voller Größe gesehen zu werden) so gut funktioniert, liegt in erster Linie an dem perfekten Paar: Felicitas Woll und Stephan Luca machen mächtig Werbung fürs eigene Geschlecht und sind im Rahmen dieser überschaubaren Geschichte eine Traumbesetzung. Dass die Handlung sich ganz auf das Paar und die tricktechnisch vorzüglichen Groß-klein-Situationen konzentriert und bis auf die Präsenz der von Sonja Kirchberger giftspritzig gespielten Intrigantin auf Nebenplots verzichtet, tut dem Film sichtlich gut. Fazit: Protagonist geschrumpft, Handlung gestaucht, Situationen gewitzt, Schauspieler gewinnend – „Großer Mann ganz klein“ macht gute Laune! (Text-Stand: 10.4.2013)