Graf Bernau von Roth zu Trips steckt in der Bredouille. Sein Schloss gehört fast ganz der Bank und sein Butler, der einzige Mensch mit dem der seltsame Adlige freundschaftlich verbunden ist, zahlt ihm die Stromrechnung. Also beginnt der Graf, an seiner Sozialphobie zu arbeiten – und entschließt sich, die neureiche, um gesellschaftliche Anerkennung kämpfende Proletenfamilie Meier zu adoptieren und in seinem Schloss auf Probe wohnen zu lassen – gegen entsprechende „Kostenbeteiligung“. Dafür gibt es einen Crashkurs in vornehmem Benimm. Das Zusammenleben klappt besser als erwartet. Der Golfclubbesitzer und sein Bankdirektor-Spezi sind die Gelackmeierten. Sie wollen die prestigeträchtige Residenz in ein Luxusgolfhotel verwandeln. Doch sie hecken einen Plan aus, der Meier in die Pleite treibt.
Privat-Sponsoring mit Image-Transfer – die Ausgangsidee von „Grafliches Roulette“ ist nicht unoriginell. Auch das komisch ausgespielte Aufeinandertreffen der beiden Kontrastwelten besitzt launige Momente. Voraussetzung: man mag es lieber mit schwerem Geschütz als mit feiner Klinge. Doch nachdem die Gegensätze ausgereizt sind, kommt nicht mehr viel. Die Intrige ist dürftig, die Zeitsprünge sind schwer nachzuvollziehen und die Auslassungen des Geschehens sind kein Stilmittel, sondern entweder Zeichen für ein zu langes Drehbuch, das rapide zusammengestrichen wurde, oder für einen mittelmäßigen Drehbuchschreiber.
Das Schlitzohrige dieser Degeto-Komödie geht in der ungelenken Handlungsführung verloren. So ein bisschen wissen, wie man im Jahre 2010 Geschichten im Fernsehen erzählt, sollte man auch beim ARD-Unterhaltungsfilm (das ZDF am Sonntag macht es mittlerweile fast schon besser). Immer wieder gibt es eine Überraschung, entpuppen sich Situationen als Finte, als Spiel im Spiel. Das mag ein Mal ganz lustig sein, doch mit der Zeit fühlt man sich als Zuschauer an der Nase herumgeführt. Gegen diese Kasperltheater-Pumuckl-Dramaturgie kommen auf Dauer auch die gut aufgelegten Fritz Wepper und Leonard Lansink nicht an.