Gräfliches Roulette

Fritz Wepper und Leonard Lansink: Privat-Sponsoring mit Image-Transfer

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

Verarmter Adliger adoptiert neureiche Proletenfamilie. Die Ausgangsidee von „Grafliches Roulette“ ist nicht unoriginell. Auch das Aufeinandertreffen der Kontrastwelten besitzt launige Momente. Doch dann kommt nicht mehr viel – außer einer dürftigen Intrige, einer löcherigen Dramaturgie und endlosen Finten & Fakes. Wepper & Lansink können nicht alles retten.

Graf Bernau von Roth zu Trips steckt in der Bredouille. Sein Schloss gehört fast ganz der Bank und sein Butler, der einzige Mensch mit dem der seltsame Adlige freundschaftlich verbunden ist, zahlt ihm die Stromrechnung. Also beginnt der Graf, an seiner Sozialphobie zu arbeiten – und entschließt sich, die neureiche, um gesellschaftliche Anerkennung kämpfende Proletenfamilie Meier zu adoptieren und in seinem Schloss auf Probe wohnen zu lassen – gegen entsprechende „Kostenbeteiligung“. Dafür gibt es einen Crashkurs in vornehmem Benimm. Das Zusammenleben klappt besser als erwartet. Der Golfclubbesitzer und sein Bankdirektor-Spezi sind die Gelackmeierten. Sie wollen die prestigeträchtige Residenz in ein Luxusgolfhotel verwandeln. Doch sie hecken einen Plan aus, der Meier in die Pleite treibt.

Privat-Sponsoring mit Image-Transfer – die Ausgangsidee von „Grafliches Roulette“ ist nicht unoriginell. Auch das komisch ausgespielte Aufeinandertreffen der beiden Kontrastwelten besitzt launige Momente. Voraussetzung: man mag es lieber mit schwerem Geschütz als mit feiner Klinge. Doch nachdem die Gegensätze ausgereizt sind, kommt nicht mehr viel. Die Intrige ist dürftig, die Zeitsprünge sind schwer nachzuvollziehen und die Auslassungen des Geschehens sind kein Stilmittel, sondern entweder Zeichen für ein zu langes Drehbuch, das rapide zusammengestrichen wurde, oder für einen mittelmäßigen Drehbuchschreiber.

Das Schlitzohrige dieser Degeto-Komödie geht in der ungelenken Handlungsführung verloren. So ein bisschen wissen, wie man im Jahre 2010 Geschichten im Fernsehen erzählt, sollte man auch beim ARD-Unterhaltungsfilm (das ZDF am Sonntag macht es mittlerweile fast schon besser). Immer wieder gibt es eine Überraschung, entpuppen sich Situationen als Finte, als Spiel im Spiel. Das mag ein Mal ganz lustig sein, doch mit der Zeit fühlt man sich als Zuschauer an der Nase herumgeführt. Gegen diese Kasperltheater-Pumuckl-Dramaturgie kommen auf Dauer auch die gut aufgelegten Fritz Wepper und Leonard Lansink nicht an.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Fritz Wepper, Leonard Lansink, Karin Thaler, Michael Vogtmann, Anja Schüte, Daniela D. König

Kamera: Ludwig Franz

Szenenbild: Jana Karen

Schnitt: Veronika Zaplata

Musik: Andreas Weidinger

Soundtrack: Blues Brothers („Everybody needs somebody to love“), Joe Cocker („Feelin’ alright“), Carole King („Hard Rock Cafe“)

Produktionsfirma: ABC Audiovisuelle Produktionsgesellschaft, Jojo Film- und Fernsehproduktion

Drehbuch: Ulrich König

Regie: Ulrich König

Quote: 5,77 Mio. Zuschauer (19,7% MA)

EA: 25.05.2010 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach