Wie erzieht man seinen Vater? Die halbwüchsigen Doro und Mike sowie Teenie Emma haben seit dem Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren schlechte Karten. Denn ihr Vater Edgar hat wenig Zeit für sie – und übernimmt die Sprüche seines Chefs und künftigen Schwiegervaters ins Familienleben oder das, was davon übrig geblieben ist: „Der Laden muss einfach besser laufen“, schimpft er – und ist mal wieder weg zum nächsten Geschäftstermin. Acht Kindermädchen haben der gestrenge Papa und seine entnervten Kids in den letzten sechs Monaten verschlissen. Jetzt ist Ana dran. Die Brasilianerin ist eigentlich Dolmetscherin. In einem seiner „Anfälle“ hat sie Edgar Strack, der als Unternehmensberater in einer Leipziger Consulting-Firma arbeitet, kurzerhand entlassen. Nun stellt er sie im eigenen Haus wieder ein. Anfangs ohne Hintergedanken. Schließlich steht die Verlobung mit Barbara auf der Agenda. Ana trifft die Herzen der Kinder. Im Gegensatz zu ihrem Vater lässt sie sie um ihre Mutter trauern und vermittelt ihnen andererseits eine Menge Spaß. Den verträgt Edgar allerdings gar nicht – und so stehen die nächsten Kündigungen ins Haus. Kündigungen aus Selbstschutz?
Wenn es um Emotionalisierung geht, kommen Kinder immer gut. In „Glück auf Brasilianisch“ ganz besonders, denn Monique Schröder ist eine ganz Ausgeschlafene, ebenso pfiffig wie süß und wenn ihre Tränen kullern, geht einem als Zuschauer schon das Herz auf. Auch Elisabeth Böhm zeigt Talent. Doch was wären die Kinderdarsteller ohne den richtigen Taktgeber: Carolina Vera ist nicht nur eine Augenweide (was bei Unterhaltungsfilmen einfach eine nicht unwichtige Rolle spielt), sie bringt das Weibliche, den passenden dramaturgischen Rhythmus und das richtige Taktgefühl, nicht nur beim Tanzen, in den Film von Dietmar Klein. Fast scheint es so, als müsse sie alles ausgleichen, was die männliche Hauptfigur verbockt. Dieser Edgar wird so sehr zum Prototyp eines bestimmten Typ Mannes, der gefangen ist in den Regeln des Funktionierenmüssens, dass einer wie Markus Knüfken diese Figur aus diesem Bild nicht herauszuholen vermag. Vielleicht sehen das weibliche Zuschauer anders: aber hier verschmelzen anfangs unsympathische Rolle und blasser Schauspieler einfach so, dass für die Paar-Geschichte keine Zwischentöne bleiben. Ein spielerisch aufspielender männlicher Hauptdarsteller, dazu die Aura von Carolina Vera, da hätten die Funken sprühen können – und jener Edgar hätte doch noch etwas mehr Kontur – sprich: Brüche – bekommen können.
Es scheint einiges im Drehbuch zu stecken, was im Ansatz stecken bleibt: das Muster, die Regeln der Arbeitswelt à la „Probleme sind zum Lösen da“ oder besser noch „Probleme hat es nicht zu geben“ auf die Kindererziehung zu übertragen, oder die beliebte Macher-Strategie, die Schuld immer auf Andere abzuladen, damit das eigene Ego unbeschadet bleibt und die „Show“ weitergehen kann. Solche typischen Verhaltensmuster hätten in die Handlung stärker eingebaut und strukturell mit anderen Motiven und Images verknüpft werden können. So bleibt „Glück auf Brasilianisch“ ein oberflächlicher Wohlfühlfilm, dessen Hauptdarstellerin allein den Zuschauer von einem besseren Film träumen lässt. (Text-Stand: 27.10.2011)