Herbst 1918. Deutschland im Umbruch. Der Erste Weltkrieg ist verloren. Der Kaiser dankt ab, die reaktionären Kräfte ziehen sich vermeintlich zurück. Deutschland muss ein hartes Waffenstillstandsabkommen unterzeichnen, ein Vorbote des als Demütigung verstandenen Friedensvertrags von Versailles. Die Sozialdemokraten befinden sich im Aufwind. Friedrich Ebert wird Kanzler. Die Sozialisten und Spartakisten aber wollen mehr, sie wollen die Revolution. Die SPD verbündet sich mit den konservativen Kräften des Militärs, um den Umsturz von links zu verhindern. Es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände in Deutschland. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden ermordet. Hinzu kommt außenpolitischer Druck. Der Friedensvertrag der Siegermächte erscheint für alle politischen Lager und gesellschaftlichen Gruppierungen unannehmbar. Es gibt nur eine Alternative: erneut Krieg. Beim Zustand des deutschen Heeres würde das die Besetzung und Zerschlagung des Deutschen Reichs bedeuten. Also muss Deutschland auch jene so genannten „Schmachparagraphen“ hinnehmen, die die Kriegsschuld allein den Deutschen aufbürdet. Am 28. Juni 1919 wird der Vertrag von Versailles unterzeichnet.
„Gewaltfrieden“ erzählt von der Geburtsstunde der Weimarer Republik. Der Erste Weltkrieg verlagert sich an die „Heimatfront“. Die SPD wird von den alten Kräften geradezu an die Macht gedrängt, um ihre Politiker später zu den Sündenböcken für den verlorenen Krieg machen zu können. Der Zuschauer darf Mäuschen spielen beim Ringen der unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräfte um die Macht. Der Zweiteiler folgt den einflussreichen Männern der Zeit, Ebert, Scheidemann, Noske, Liebknecht, Ludendorff, von Hindenburg, aufs große politische Parkett, unternimmt aber auch Abstecher in andere soziale Milieus: ins Militär, zum Aufstand der Matrosen, in die Salons der linken Intellektuellen und der freigeistigen Künstlerszene, in die Zirkel der Reaktion, in die Versammlungen der Spartakisten oder zur Bewegung der Straße. „Gewaltfrieden“ erinnert an die Dokumentarspiele der 70er Jahre. Historie wird hier bebildert, illustriert und in groben Zügen nachvollziehbar gemacht.
„Gewaltfrieden“ ist kein Film, der sich in der Machart mit den geschichtlichen „TV-Events“ messen lassen kann und will. Hier geht es nur um Geschichte, das Geschichtenerzählen spielt keine Rolle. Die Nachteile: so manche Szene wirkt dramaturgisch wie filmisch hölzern, die Sprache tendiert in ihrer Gestelztheit gelegentlich zum Schriftdeutsch – was durchaus realistisch ist für jene Zeit, anno 2010 aber schwer goutierbar. Der Vorteil des schmucklosen Inszenierungsstils: die Macher können der Chronologie der Ereignisse folgen, haben allein die Aufgabe, die Ereignisse sinnvoll zu montieren. Die Autoren mussten sich nicht den Konventionen des Genreerzählens unterwerfen: kein Zwang zum Helden-Epos, kein Zwang zur Liebes(dreiecks)geschichte, kein Zwang zu dramaturgischen Kniffen. Fazit: „Gewaltfrieden“ ist eine lebendige Geschichtsstunde, kein auf Unterhaltung getrimmtes Historien-Spektakel. Gut geeignet für den Einsatz in Schulen. (Text-Stand: 26.10.2011)