Gerade erst sind die Sailers stolze Hausbesitzer und aus dem Gröbsten raus – und dann das! Vater Karl verliert seinen guten Job in einer Hamburger Süßwarenfabrik und auch Mutter Christa ist einige Wochen später ihre Anstellung als Hebamme los. Gut, dass Karl noch eine Familie in Bayern hat. Obwohl er nur widerwillig zur Goldenen Hochzeit seiner Eltern ins Werdenfelser Land fährt, tut sich hier für den gelernten Chocolatier eine Perspektive auf. So viel versprechend auch die beruflichen Aussichten in der alten Heimat sind, so schwer lastet eine alte Schuld auf seiner Seele. Ein Vorfall aus der Jugend belastet die Beziehung zum Vater.
Das Autoren-Duo Eva und Horst Kummeth hat für „Garmischer Bergspitzen“ eine nicht unbekömmliche Melange aus Heimatfilm, Dramolett und Alltagsgeschichte angerührt. Von der Hamburger Schuldenfalle geht es in die bayerische Schuld-Falle. In der Feld-Wald-Wiesen-Mär kommt zwar alles, wie es kommen muss, aber der Weg dorthin geht nicht durchs gar so tiefe Tal des Trivialen. Arbeitslosigkeit, die versuchte Verführung zum Betrug, Familienzwist und zwischenzeitliche Beziehungsprobleme werden einigermaßen „erwachsen“ angegangen und gelöst, und die Konflikte wirken nicht allzu beliebig ausgedacht.
Auch einige Szenen besitzen bei aller Schönwetter-Dramaturgie durchaus etwas Realistisches: Wenn der Ehemann die Gattin anschreit, weil sie in höchst angespannter Haushaltslage ihren Job aufs Spiel gesetzt hat, dann ist das Wechselspiel der Wutausbrüche überaus plausibel. Auch aus einem Kuss der alten Jugendliebe wird keine Staatsaffäre gemacht und aus dem Vater-Sohn-Konflikt kein überzogenes Melodram. So wirken die „Garmischer Bergspitzen“ einigermaßen heutig. Auch die Politik der Auslassungen, das, was ist in einer Szene zu sehen und was nicht, gibt dem TV-Dramolett einen relativ modernen Anstrich. Und das ist ganz im Sinne & Spielstil von Timothy Peach & Valerie Niehaus, denen man nicht ungern zuschaut.