Mutig hat sich Sat 1 für „Frühstück mit einer Unbekannten“ auf ein internationales TV-Projekt eingelassen. Die Produzentin ist Britin, die Regisseurin kommt aus Schweden, die Schauspieler aus Deutschland, der Schweiz und eine geheimnisvolle Dame, gespielt von Catherine Deneuve, aus Frankreich. Der Film ist eine Adaption des Emmy- und Golden-Globe-gekrönten BBC-Films „The Girl in the Café“. Der deutsche Autor Martin Rauhaus („Luftbrücke“) schrieb das Drehbuch zu jener Geschichte, die von einem ebenso ungleichen wie ungewöhnlichen Paar und den positiven Folgen ihrer Liebe für die ganze Welt erzählt.
„Verheddert Euch nicht im Wirrwarr nationaler Interessen, gebt Euch nicht mit faulen Kompromissen zufrieden, tut, was zu tun ist und haltet Eure Versprechen ein.“ So formuliert der männliche Hauptdarsteller Jan Josef Liefers die Botschaft des Films in Richtung G8-Gipfel. Doch der Film hat auch eine Botschaft in Richtung Zuschauer. Hauptdarstellerin Julia Jentsch formuliert das so: „Interessiere dich für die Menschen, denen es schlechter geht als dir und die keine Lobby haben.“ Alle drei Sekunden stirbt bekanntlich ein Kind auf dieser Welt an Hunger. Was „Frühstück mit einer Unbekannten“ vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm im Kleinen versucht, das schafften vor zwei Jahren Bob Geldorf, Bono & Co mit „Live 8“ im Großen. Sie riefen das verdrängte Thema Armut den Menschen weltweit ins Bewusstsein und richteten flammende Appelle an die Mächtigen der Welt.
In dem hochkarätig besetzten Film kommt die Rolle des guten Menschen von Heiligendamm einer politisch eher unbedarften Hebamme zu. Mehr zufällig darf jene Gina ihre flüchtige Bekanntschaft Laurens, die rechte Hand des Finanzministers, zum „Treffen der Großen“ begleiten. Dort hat sie Zeit, sich mit den „Jahrtausendentwicklungszielen“ auseinanderzusetzen. Dabei bringt sie das Protokoll mit ihren kritischen Einwürfen ziemlich durcheinander. „Es kann gefährlich sein, wenn man zu wenig weiß“, weist sie der Finanzminister in ihre Schranken. „Es kann auch gefährlich sein, wenn man zu viel weiß“, kontert Gina und stellt sich damit in die lange Reihe naiv-unbedarfter Filmhelden, von James Stewart in „Mr. Smith geht nach Washington“ bis zu Julia Roberts in „Erin Brockovich“, Menschen, die mit Leidenschaft das Gute wollen, ohne langweilige Gutmenschen zu sein.
„Frühstück mit einer Unbekannten“ setzt nicht nur weltpolitische Ausrufezeichen, der Film ist zugleich eine etwas andere romantische Komödie, in der zwei in der Liebe unbedarfte Menschen sich langsam näher kommen. Ästhetisch resultieren aus dem Zusammentreffen dieser beiden Prototypen erotischer Unsicherheit die stärkeren Momente des Films. Julia Jentsch belässt ihre Gina in einem Schwebezustand, der ihr Handeln unvorhersehbar macht. Ihr Gesicht spiegelt Geheimnis und ist so der Gegenpol zum überraschungsarmen Genre. Da kann Liefers nicht mithalten. Dennoch: sein Laurens, ein leicht autistischer Frauenversteher, der zur Liebe erweckt wird, ist eine nette Komödien-Kreation. Ihn zu spielen, hieß für Liefers, sich an seine Jugend erinnern: „Ich habe versucht, klein und grau zu sein, unsicher und verstört, zwar rhetorisch nicht unbegabt und ausgestattet mit einem gewissen Humor, aber vollkommen unfähig, eine Frau um den Verstand zu bringen.“ (Text-Stand: 29.5.2007)