Von Dorfhelferin Katja Baumann ist mal wieder Sensibilität gefragt: Eine Bäuerin hatte einen schweren Unfall, liegt im Koma und ihr Hof ist unversorgt. Doch es sind weniger die Tiere, um die es sich zu kümmern gilt – jene Luise Böhm hat drei Kinder, das jüngste elf, das älteste 16, für die es heißt, mit der schweren Situation zurechtzukommen und wieder zurück in den Alltag zu finden. Küken Romy betet für ihre Mutter und paukt mit „Bestellmama“ Katja Mathe, damit sie es aufs Gymnasium schafft. Vivian ist – nicht nur was die Zukunft ihrer Mutter angeht – weniger optimistisch; nicht zuletzt deshalb, weil ihr immer wieder die Jungs das Leben schwer machen. Bei „Leader“ Tommy läuft alles fast etwas zu glatt – der junge Mann hat immer schon viel, zu viel Verantwortung für die Familie übernommen. Eine große Hilfe ist den Kindern und Katja der Dorfpfarrer Hendrik Klein. Mutter Luise hat sich offenbar ganz der Kirche verschrieben; da will der Gottesmann nun etwas zurückgeben. Darüber vernachlässigt er allerdings seine Gemeinde. Schon munkelt man, er habe wohl ein Auge auf die attraktive Dorfhelferin geworfen. Doch die lüftet ein anderes Geheimnis – und geht zur Beichte.
Foto: ZDF / Heike Ulrich
Zum dritten Mal macht sich Simone Thomallas Dorfhelferin auf den Weg, Emotionalität mit sozialem Engagement zu verbinden. In „Frühlingskinder“ erweist es sich als besonders hilfreich, dass der Heldin die 17jährige Tochter Kiki an die Seite gestellt wurde. Sie macht ihr soziales Jahr in dem Krankenhaus, in dem auch Luise Böhm liegt, und sie nimmt sich rührend und gewitzt der stets etwas unglücklich wirkenden Vivian an. Bemerkenswert ist ansonsten die Selbstverständlichkeit, mit der die unspektakuläre Geschichte der Tochter mitläuft. Sie ist eine ganz normale 17-Jährige, die einen Freund hat, mit ihm schläft und dabei auch schon mal von ihrer (peinlich berührten) Mutter überrascht wird und die eigentlich lieber gammelt als zu arbeiten – aber die es ihrer Mutter Recht macht, weil sie weiß, dass diese in Vielem recht hat und eine ziemlich coole Mutter ist. Die Geschichte nicht mit Problemen zu überladen, sondern sich auf die Hauptkonflikte zu konzentrieren und den anderen Handlungen eher eine beiläufige oder komödiantische Note (der Running Gag um einen das Dorf terrorisierenden Truthahn; der abgelegte Liebhaber, prominent von Marco Girnth gespielt) mitzugeben – diese Erzähl-Strategie fällt auch im dritten Film der losen ZDF-Dorfhelferinnen-Reihe angenehm auf.
Soundtrack: Frederika Stahl („In my Head“), Aura Dione („What it’s like“), Audrey Assad („Everything is yours„), Brooke Fraser („Betty“), Lily Allen („Who’d have known„), Anna Ternheim („My heart still beats for you„), Jack Penate („Have I been a fool„), Django 3000 („Zeit fia ois„), Die Cuba Boarischen („Rehragout„), Tom Hugo („Open your eyes„), Katy Perry („Part of me“), Rick James („Superfreak„), Olly Murs feat. Rizzle Kicks („Heart skips a Beat„)
Foto: ZDF / Heike Ulrich
„Frühlingskinder“ lässt sich Zeit – und auf den Lebensrhythmus der Protagonisten ein. Die Stimmung der Geschichte und die Landschaftsbilder erzeugen einen Fluss – mal ist es ein Fluss der Freude, mal ein Fluss der Tränen. Dabei spielt die (sehr bewegliche) Kamera eine Rolle, indem sie den Betrachter hineingleiten lässt in die Natur, in die Situationen, in die Szenen. Autorin Natalie Scharf und Regisseur Michael Karen ist ein sehr berührender Film gelungen, bei dem sich die Gefühle allein aus den wenigen dramatischen Momenten der Handlung ergeben. Da werden keine künstlichen Emotionslichter gezündet. Weil die Phasen der Normalität ausgespielt sind und die Figuren dadurch zu guten Bekannten werden, bekommt die Emotion eine besondere Qualität. Ein Kindergesicht ganz nah, eine Träne im Detail, dann die Spur eines Lächelns. „Herzkino“, das klingt eine Nummer zu groß. Wenn aber ein ZDF-Sonntagsfilm in letzter Zeit das Label verdient hat, dann ist es dieser „klein“ erzählte Film. Rosamunde-Pilcher-Filme behaupten Emotionen; „Frühlingskinder“ erzeugt sie.