Dorfhelferin Katja Baumann (Simone Thomalla) hat wieder alle Hände voll zu tun. Sie muss in einer Familie aushelfen, deren Eltern gehörlos sind. Die Mutter (Saskia Vester) wurde ausgerechnet von einem österreichischen Souvenirhändler und möglichen Geschäftspartner (Xaver Hutter) ihres Mannes (Ottokar Lehrner) angefahren. Für den kommt eine Zusammenarbeit nun nicht mehr in Frage, da können die Geschäfte mit seinen Holzfiguren noch so schlecht gehen. Der sture Schnitzer fühlt sich nur aufs Neue darin bestätigt, dass Menschen, die hören können, der Familie Unglück bringen. Und dann hat dieser „Fremde“ offenbar auch noch ein Auge auf seine Tochter Inga (Cordula Zielonka) geworfen! Katja hat Erfahrung mit widerspenstigen Zeitgenossen, lässt sich deshalb nicht aus der Ruhe bringen, und sie erkennt recht bald, dass es zwischen dem Vater und seiner erwachsenen Tochter, die hören kann und auch deshalb Mädchen für alles ist im Haushalt ihrer gehandicapten Eltern, etwas Unausgesprochenes gibt. Als sie dann zufällig Ingas wunderschöne Stimme hört, kommt sie dem Familiengeheimnis näher. Da ihre Assistentin Yasemin, die Nichte ihrer Fernbeziehung Cem (Merab Ninidze), wieder nach Berlin zurückgegangen ist, steht Katja beruflich ziemlich unter Druck. So findet sie denn auch kaum Zeit für ihre Tochter Kiki (Carolyn Genzkow), die offenbar unzufrieden ist mit ihrer augenblicklichen Lebenssituation. Die Arbeit im Café-Restaurant ist nicht ihr Traumjob, ihr väterlicher Kummerkasten Mark (Marco Girnth) hat eine eigene emotionale Baustelle und ist wieder mal auf Reisen – und dann muss Kiki auch noch während einer Feier die ehemaligen Kollegen vom Krankenhaus bedienen. Danach ist ihre Stimmung völlig im Keller, doch es kommt noch schlimmer.
Foto: ZDF / Barbara Bauriedl
Soundtrack: Tristan Prettyman („Casualty“), Meghan Trainor („Lips Are Movin'“), Lenka („Heart To The Party“), Brooke Fraser („Love Is Waiting“), Kari Kimmel („Black To Gray“)
Katja Baumann ist und bleibt die gute Seele im Oberbayerischen: Unverdrossen packt die von Simone Thomalla nach wie vor recht überzeugend gespielte Dorfhelferin ihre Aufgaben an. Mit „Schritt ins Licht“ macht die produzierende Autorin Natalie Scharf nun das Dutzend voll. Die „Frühling“-Reihe funktioniert nach dem typischen Serien-Prinzip The same procedure. Was die Fans der ZDF-Reihe erfreuen dürfte, das führt beim (wohlwollenden) Kritiker jedoch langsam zu Ermüdungserscheinungen. So anrührend die Geschichte von der „sprachlosen“ Familie auch in einigen Momenten ist und so nachvollziehbar Kikis Unzufriedenheit auf dem Weg ins Leben von Carolyn Genzkow als Vertreterin der Generation Y verkörpert wird – die Dramaturgie samt Läuterungsschablone und die filmische Anmutung mit den immergleichen Kameraflügen, die weniger luftig als vielmehr rhetorisch wirken, sind so stereotyp, dass die Geschichte darunter deutlich leidet. Außerdem wird aus den interessanten Momenten des Plots viel zu wenig gemacht: Die fundamental unterschiedliche Wahrnehmung zwischen der Tochter und ihren Eltern, die als Gehörlose nicht die Glücksgefühle nachvollziehen können, die man beim Singen oder beim Hören von Musik haben kann, wird nur ein einziges Mal in einem Satz erwähnt, anstatt dem Film mit diesem Gedanken einen tieferen Sinn oder eine gesteigerte Sinnlichkeit zu geben. Auch am musikalischen Feingefühl hapert es in dieser „Frühling“-Episode: Während die Popsongs nicht mehr ganz so reichhaltig und larifariartig eingespielt werden (peppig: das Weißbier-Eingieß-Zwischenspiel), vergewaltigt dafür der Score den Zuschauer in einigen Szenen umso mehr; viel zu laut und viel zu melodramatisch wird er in einigen Szenen über die Bilder gelegt. Und was die Schauspieler angeht: Die wenig prominente Besetzung der Gast-Hauptrollen mit Cordula Zielonka und Ottokar Lehrner (was durchaus dem Alltagsgestus der Reihe entspricht) ist nicht der Grund, weshalb „Schritt ins Licht“ allenfalls eine durchschnittliche Episode der Reihe ist. Daran ändert auch das Gehörlosenthema nichts, das den Film allenfalls formal etwas dichter macht, ihn aber nicht tiefer durchdringt. Das aber wäre nötig, um nach sechs Jahren dem Eindruck, hier werde in einem altbekannten Setting immer nur ein- & dieselbe Geschichte erzählt, entgegenzuwirken.